Etwa 200.000 ultraorthodoxe Männer haben am Donnerstag den Zugang nach Jerusalem blockiert. Wie israelische Medien berichteten, darunter die »Times of Israel«, handelte es sich um die größte Kundgebung der Charedim seit Jahren – eine als »Millionen-Männer-Gebet« angekündigte Demonstration gegen die Wehrpflicht, an der Vertreter nahezu aller Strömungen der ultraorthodoxen Gemeinschaft teilnahmen. Die Demo endete in Chaos und Gewalt.
Ein 20-jähriger Teilnehmer stürzte von einem nicht fertig gebauten Hochhaus in der Jerusalemer Innenstadt in den Tod, nachdem mehrere junge Männer während der Demonstration auf das Bauwerk geklettert waren. Laut israelischen Medien wird untersucht, ob es sich um einen Suizid handelte.
Die Demonstration, bei der nach Angaben der Polizei rund 2000 Beamte im Einsatz waren, war ursprünglich als friedliche Gebetsveranstaltung angekündigt. Doch am Rande kam es zu massiven Ausschreitungen. Demonstranten bewarfen Journalisten mit Flaschen, bedrängten Passanten und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Medienvertreter berichteten, sie hätten nur unter Polizeischutz weiterarbeiten können.
Koschere Telefone
Auslöser der Massenkundgebung war die zunehmende Zahl von Festnahmen von Wehrdienstverweigerern. In den vergangenen Monaten seien über 870 ultraorthodoxe Männer festgenommen worden, berichtete die »Times of Israel«. Hintergrund ist ein Beschluss des Obersten Gerichtshofs, der die jahrzehntelangen pauschalen Ausnahmen vom Militärdienst für Yeshiva-Studenten 2023 für ungültig erklärt hatte.
Die Regierung Netanjahu steht seitdem unter Druck, ein neues Gesetz zur Wehrpflicht zu verabschieden – ein Schritt, der das Bündnis mit den strengreligiösen Koalitionspartnern Shas und Vereinigtes Tora-Judentum gefährden könnte.
Während viele Redner betonten, der Militärdienst bedrohe das religiöse Leben, kam es zeitgleich in Jerusalem zu einem gegensätzlichen Bild: Reservisten der neu gegründeten Charedi-Brigade der Armee feierten an der Klagemauer den Abschluss ihrer Ausbildung. Das Militär erklärte, man habe gezielte Programme entwickelt, um religiöse Soldaten in den Dienst zu integrieren – einschließlich täglicher Gebetszeiten, Tora-Studium und der Nutzung koscherer Mobiltelefone.
Der Donnerstag endete für viele Demonstranten mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen. Als die Nachricht vom Tod des jungen Mannes die Menge erreichte, lösten die Organisatoren die Versammlung auf und forderten die Teilnehmer zur Heimkehr auf. Doch noch Stunden später kam es in der Jerusalemer Innenstadt zu Zusammenstößen zwischen jungen Charedim und der Polizei. ja
 
			
			
			 
			 
			
			
				 
			
			
				 
			
			
				 
			 
			 
			 
			 
			 
			 
			 
			