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Bitte, Freiheit, Entschuldigung

Wahlwerbung für Benny Gantz Foto: Flash 90

Bitte
Eine Gruppe von 130 ehemaligen Armeeoffizieren und Beamten aus dem Verteidigungsapparat hat den Vorsitzenden der Zentrumspartei Blau-Weiß, Benny Gantz, aufgerufen, sich aus der Wahl im März zurückzuziehen. Sie sind der Meinung, dass seine Partei Stimmen von anderen Parteien abziehen und es nicht über die Eintrittshürde in die Knesset schaffen könnte. »Die Zeit ist gekommen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, die einer Führungspersönlichkeit würdig ist«, heißt es in dem offenen Brief. Zu den Unterzeichnern gehören der einstige Premierminister Ehud Barak, der ehemalige Chef des Sicherheitsrates, Uzi Arad, und Ex-Mossad-Chef Danny Yatom. In Bezug auf den Prozess gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu hieß es, es sei klar, dass nicht das Virus, sondern jemand, der wegen Korruption angeklagt ist, das Leben des Volkes gefährde. Darum solle Gantz Stimmen nicht vergeuden, sondern einen Wandel im Land zulassen.

Megilla
Eine der ältesten Esther-Rollen (Megillot Esther) ist der Nationalen Bibliothek in Jerusalem übergeben worden. Dort wird die größte Sammlung an Judaika-Texten weltweit aufbewahrt. Wissenschaftler fanden mithilfe von stilistischen Hinweisen und einer Radiokarbon-Altersbestimmung heraus, dass diese Esther-Rolle von einem Schreiber auf der Iberischen Halbinsel etwa im Jahr 1465 angefertigt wurde – noch vor Ausweisung der spanischen und portugiesischen Juden am Ende des 15. Jahrhunderts. Torarollen aus dem Mittelalter, besonders aus dieser Gegend, seien ausgesprochen selten, so die Experten. Es sei die einzige Rolle ihrer Art in privatem Besitz.

Freiheit
Der berüchtigte israelische Mafioso Zeev Rosenstein ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Mehr als 17 Jahre nach seiner Einlieferung hatte ein Komitee seine restlichen acht Monate Haft zur Bewährung ausgesetzt. »Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass er keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt. Rosenstein ist des kriminellen Lebens müde geworden«, hieß es in der Begründung. Diese widerspricht jedoch der Einschätzung von Polizei und Gefängnisbehörde, die der Meinung sind, dass der Ex-Kriminelle sehr wohl eine Gefahr darstelle und seine Reue lediglich »Krokodilstränen« seien. Rosenstein selbst hatte versichert, dass er alles tun werde, um nicht wieder straffällig zu werden. Im Jahr 2004 war er wegen Drogenhandels festgenommen, an die USA ausgeliefert und später nach Israel zurückgeschickt worden. Er überlebte mehrere Attentatsversuche. 2003 kamen drei Passanten in Tel Aviv bei einem der Versuche ums Leben.

Übergriffe
Im vergangenen Jahr ist alle drei Stunden ein homophober Übergriff gemeldet worden. Das gab die Vereinigung für LGBTQ-Rechte in Israel an. Die Zahl wurde im jährlich erscheinenden Nir-Katz-Bericht veröffentlicht. Damit gab es 2020 bei Hassattacken und gewalttätigen Übergriffen gegen Mitglieder der Gemeinschaft eine Steigerung von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Entschuldigung
Israelische Offizielle verlangen eine Entschuldigung des amerikanischen Fernsehsenders NBC nach einem ihrer Ansicht nach antisemitischen Witz in der Sendung Saturday Night Live. Thema war die Impfkampagne in Israel. Im Abschnitt »Weekend Update« hatte der Comedian Michael Che auf die Aussage »Israel hat die Hälfte seiner Bevölkerung geimpft« gesagt: »Ich glaube, es handelt sich um die jüdische Hälfte.« Der israelische Botschafter in den USA und bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, sagte daraufhin, dass Witze dieser Art Antisemitismus schüren. »Ihr Witz ist ignorant. Tatsache ist, dass unser Erfolg der Impfkampagne so groß ist, weil jeder Bürger – jüdisch, muslimisch, christlich – ein Anrecht auf die Impfung hat. Entschuldigen Sie sich!«

Steine
Sie benutzen Spritzen wie medizinisches Personal. Doch diese Frauen und Männer reinigen statt zu retten. Alle sechs Monate werden die Steine der Kotel in Jerusalem einer besonderen Prozedur unterzogen. Die Ingenieure und Konservatoren der Western Wall Heritage Foundation inspizieren das mehr als 2000 Jahre alte Mauerwerk ganz genau, um es für die Zukunft zu erhalten. Jeder einzelne Stein wird dabei auf Schäden durch Witterung oder andere Einflüsse untersucht. »Mehr als zwölf Millionen Menschen besuchen die Kotel jedes Jahr«, so der Direktor der Stiftung, Mordechai Eliav. »Obwohl wir in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie mehr virtuelle Besuche haben, bereiten wir die Mauer bereits jetzt für die Rückkehr der Besucher vor.«

Jerusalem

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