Basketball

Berlin stärker als Jerusalem

Noch eine knappe Minute Spielzeit. Alba Berlin führt gegen Hapoel Migdal Jerusalem mit zwölf Punkten Vorsprung. In der Berliner O2-Arena sitzt fast niemand der 14.500 Besucher mehr auf seinem Platz. Die Fans des Berliner Basketballvereins scheinen den Ball, den Alba-Spieler Adam Chubb gerade von seinem Teamkollegen Rashad Wright zugepasst bekommen hat, mit ihren Rufen und tosendem Klatschen in den Korb treiben zu wollen. Denn bei diesem Spiel geht es um vielmehr als den Sieg: Alba und Hapoel kämpfen um den Einzug ins Halbfinale des Europacups.

Farbenmeer 40 Sekunden trennen die Berliner von diesem Traum. Begleitet von ohrenbetäubenden »Alba, Alba«-Rufen trifft Chubb in den Korb. 40 Sekunden kann auch noch die Mannschaft von Hapoel hoffen. Es steht 67:57. Doch die Luft scheint bei Jerusalem raus zu sein. Die Fangesänge sind verklungen. Zudem ist die Halle mittlerweile ein Meer aus Gelb und Blau, den Farben von Alba. Die Videoleinwand über dem Feld zeigt alle Szenen und Spielstände in Echtzeit. Und die Gesichter der Trainer. Hapoel-Coach Guy Goodes rennt wie ein Tiger im Käfig auf und ab, gibt seinen Spielern Handzeichen und ruft ihnen Anweisungen zu. Das gleiche macht auf der anderen Seite sein Berliner Kollege Luka Pavicevic.

Die Fans des israelischen Nationalligisten unterstützen ihr Team nicht nur durch Rufe und Pfiffe, sondern auch optisch. Große Israelfahnen hängen vor ihren Plätzen. Doch gegen die Übermacht der Alba-Anhänger kommen sie nicht an. Körbe von Chester »Tre« Simmons oder Brandon Hunter werden dennoch laut bejubelt. Einer der Fans ist Gershon, der mit seinen Freunden in die Arena am Ostbahnhof gekommen ist. Der 16-Jährige bangt in jedem Spielviertel mit seiner Mannschaft. Immerhin hatte Hapoel wenige Tage zuvor das Hinrundenspiel zu Hause in der kleinen Goldberg Arena von Jerusalem 67:61 gewonnen.

Auch die 19-jährige Keren gibt die Hoffnung nicht auf. Sie ist mit Freunden aus Spanien in die O2-Arena gekommen: »Hapoel muss gewinnen.« Etwas anderes kann sich die Abiturientin kaum vorstellen. Dann schwenkt sie wieder ihre Fahne und kreischt so laut sie kann, um den Alba-Fans Paroli zu bieten. Die allerdings sind schon im Siegestaumel. Denn das einzige, das noch lauter ist als das Gekreische, beendet Hapoels Kampf um den Einzug ins Halbfinale – die Schluss-Sirene. Auf der Leinwand steht es in großen Zahlen: 72:59. Alba steht im Halbfinale und fährt ins spanische Vitoria.

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