Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu soll den amerikanischen Präsidenten Donald Trump rund 50 Minuten vor dem israelischen Raketenangriff auf führende Mitglieder der Hamas in Doha telefonisch informiert haben. Dies geht aus einem Bericht des US-Portals »Axios« hervor. Mehrere hochrangige israelische Regierungsvertreter erklärten gegenüber der Publikation, das Weiße Haus sei am Dienstag vergangener Woche über den bevorstehenden Schlag in Kenntnis gesetzt worden.
Trump selbst hatte nach dem Angriff jedoch erklärt, er sei nicht rechtzeitig gewarnt worden und habe keine Möglichkeit mehr gehabt, Katar vorab zu informieren. Zugleich äußerte er sich »sehr unzufrieden« über den Vorfall und mahnte, Israel müsse »sehr, sehr vorsichtig« im Umgang mit dem Golfstaat sein, den er als »großen Verbündeten« bezeichnete.
Nach Angaben mehrerer Insider, auf die sich »Axios« beruft, rief Netanjahu Trump gegen 8 Uhr morgens Washingtoner Zeit an, während die ersten Meldungen über Explosionen in Doha erst rund 50 Minuten später eintrafen. »Trump hat nicht Nein gesagt«, sagte ein israelischer Regierungsvertreter dem Portal. Ein anderer fügte hinzu: »Wenn er es hätte stoppen wollen, hätte er es tun können. In der Praxis tat er es nicht.«
Bei dem Angriff waren fünf Personen getötet worden – darunter ein katarischer Sicherheitsbeamter und mehrere Hamas-Mitglieder. Offenbar starb keine der fünf eigentlichen Zielpersonen aus der Hamas-Führung. In der arabischen Welt löste der Schlag massiven Unmut aus. Mehrere Staaten mit diplomatischen Beziehungen zu Israel verurteilten ihn bei einem eilig einberufenen Krisengipfel in Doha scharf.
Netanjahu hingegen erklärte am Montag bei einer Pressekonferenz mit US-Außenminister Marco Rubio in Jerusalem erneut, der Angriff sei eine »völlig eigenständige israelische Operation« gewesen: »Wir übernehmen die volle Verantwortung. Wir haben es allein getan. Punkt.« Auch auf X wies er Vorwürfe zurück, Trump sei vorab eingeweiht gewesen.
Trump bekräftigte am selben Tag im Weißen Haus, er habe nicht genug Zeit gehabt, um zu reagieren, betonte aber, Israel werde »Katar nicht erneut angreifen«. Der Golfstaat beherbergt die größte US-Militärbasis in der Region und gilt als zentraler Vermittler bei Verhandlungen über Geiselfreilassungen und eine Nachkriegsordnung für den Gazastreifen. im