Berlin

Annalena Baerbock gegen Aussetzung des EU-Dialogs mit Israel

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) Foto: picture alliance/dpa

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) lehnt den Vorstoß von EU-Chefdiplomat Josep Borrell ab, als Reaktion auf die israelische Kriegsführung im Gazastreifen und im Libanon den regelmäßigen politischen Dialog mit Israel auszusetzen.

»Wir setzen uns immer dafür ein, Gesprächskanäle offenzuhalten. Dies gilt selbstverständlich auch für Israel«, hieß es im Auswärtigen Amt in Berlin als Reaktion auf die Borrell-Pläne.

Lesen Sie auch

Borrell gilt als einer der schärfsten »Israelkritiker« in Brüssel. Seitdem die Hamas den aktuellen Krieg begann, kritisiert er vor allem den jüdischen Staat, nicht aber den palästinensischen Terror. In Gaza und im Libanon kämpft Israel gegen die vom Iran finanzierten Terrororganisationen Hamas und Hisbollah an, die Israel vernichten wollen.

Geeigneter Rahmen

Das Auswärtigen Amt betonte, der Assoziierungsrat bilde einen geeigneten Rahmen, um mit der israelischen Regierung auch über die Einhaltung der Vorgaben des humanitären Völkerrechts sowie die Versorgung der Menschen im Gazastreifen mit humanitärer Hilfe zu sprechen.

»Ein Abbruch des Dialogs hilft hingegen niemandem, weder den notleidenden Menschen in Gaza, noch den Geiseln, die weiter von der Hamas festgehalten werden, noch all jenen in Israel, die auf Gesprächsbereitschaft setzen«, hieß es weiter.

Israel befindet sich in einem Selbstverteidigungskrieg. Während die Streitkräfte (IDF) die Terroristen der Hamas und der Hisbollah bekämpfen, schützen sie die Bevölkerung in Gaza und im Libanon, auch indem sie die Bewohner zur Flucht aufrufen, bevor in ihrer Gegend Terrorziele angegriffen werden.

Tägliche Vorwürfe

Hinzu kommt die Einrichtung von Fluchtrouten und humanitären Zonen sowie die Abfertigung von Hilfslieferungen. Seit Beginn des Krieges kamen 1,1 Millionen Tonnen Hilfe in Gaza an.

Baerbock bringt Sanktionen gegen israelische Minister ins Spiel

Im ZDF-»Morgenmagazin« brachte Baerbock Sanktionen ins Spiel, wenn einzelne israelische Minister das Völkerrecht brechen würden, »indem sie mit Blick auf Gaza oder auch das Westjordanland die Frage der Existenz der Palästinenser infrage stellen«.

Sie ergänzte: »Dann muss das auch von europäischer Ebene sanktioniert werden.« Die europäische Ebene müsse dann den Druck erhöhen. Sie habe schon in der Vergangenheit gesagt: »Das Völkerrecht, das ist das, was uns leitet, das muss die israelische Regierung leiten.« An welche Art von Sanktionen zu denken sei, sagte Baerbock nicht.

Zustimmung unwahrscheinlich

Am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo Südafrika Israel wegen angeblicher Verstöße gegen das Völkerrecht angeklagt hatte, unterstützte die Bundesregierung den jüdischen Staat mit einer Eingabe. Nun scheint das Auswärtige Amt von Noch-Ministerin Baerbock seine Nahostpolitik ändern zu wollen.

Borrell will seinen Vorschlag, den regelmäßigen politischen Dialog mit Israel auszusetzen, beim EU-Außenministertreffen am Montag unterbreiten. Dass er die notwendige einstimmige Zustimmung findet, gilt als unwahrscheinlich.

Der politische Dialog der EU mit Israel wird über ein sogenanntes Assoziationsabkommen aus dem Jahr 2000 geregelt. Er sieht unter anderem einen regelmäßigen Austausch zur Stärkung der Beziehungen und zur Weiterentwicklung der Partnerschaft vor. dpa/ja

Be'eri

Nach dem 7. Oktober

Daniel Neumann hat den Kibbuz Be’eri besucht und fragt sich, wie es nach all dem Hass und Horror weitergehen kann. Er weiß, wenn überhaupt, dann nur in Israel

von Daniel Neumann  31.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  31.12.2025

Gaza

Bericht: USA und Israel setzen Hamas Frist für Waffenabgabe

Die USA und Israel haben sich auf eine Frist für die Entwaffnung der Hamas geeinigt. Diese ist Voraussetzung für Frieden in Gaza

 31.12.2025

USA

Die Eltern der letzten Geisel treffen Trump

Die Eltern von Ran Gvili kämpfen dafür, dass die zweite Phase von Trumps Gaza-Plan erst beginnt, wenn ihr Sohn wieder zu Hause ist

 31.12.2025

Deutschland

Bildungszentrum von Yad Vashem soll Leerstelle füllen

Das in Deutschland geplante Bildungszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem soll ein größeres Bild in den Dialog der Erinnerungskultur bringen

 31.12.2025

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025