»Trax«

Alles harmonisch

Keine schiefen Töne: Kinder lernen mit »Trax«. Foto: Kfir Einav, Whitecreative

Es ist seine große Liebe zur Musik, die ihn zum Erfinder machte. »Wer jemals versucht hat, ein Instrument zu lernen, weiß, wie zeitaufwendig und nervenaufreibend es ist, einer Geige oder einem Saxofon auch nur ein paar gerade Töne zu entlocken«, sagt Michael Lachower. Er ist überzeugt, dass Musiklernen auch leichter gehen kann. Dafür hat er »Trax« entwickelt, ein elektronisches System, das Komponieren auf spielerische Weise vermittelt.

Doch Trax ist kein simples Instrument, aus dem am Ende lediglich ein paar Melodien herauskommen. Es vermittelt unterschiedliche Bereiche der Musik, vom grundlegenden Notenlernen bis zur komplexen Komposition. »Trax ist nicht nur ein musikalisches Spiel«, betont die Partnerin von Lachower, Gal Levy. »Es ist ein tatsächlicher Musiklehrer, der die Strukturen von Stücken vermittelt. Gleichzeitig trainiert es das musikalische Gehör und lehrt von Grund auf, wie Musik geschaffen wird.«

AUFWAND Beide sind eingefleischte Musikliebhaber, haben es aber nie geschafft, ein Instrument zu lernen. »Aus Angst vor dem riesengroßen Aufwand«, so Levy. Mit Trax aber soll Musik für Kinder zugänglicher werden. »Dann muss es nicht mehr unbedingt heißen: ›Aller Anfang ist schwer‹.«

Die Erfinder wollen Musik für Kinder zugänglicher machen.

Die Idee zu einem derartigen System hatte Lachower schon seit Jahren. »Es war die Musik selbst, die mich immer weitergebracht hat. Ich wollte sie einfach unbedingt machen.« Als Teil eines Projekts im Bereich Interaktives Design am Shenkar College für Ingenieurswesen und Design in Tel Aviv, an dem er studierte, präsentierte er seine erste Erfindung. Es war ein interaktiver Handschuh, mit dem man simple Musik per Fingerzeig produzieren konnte. Damit schaffte Lachower es ins israelische Fernsehen.

Doch für ihn war das noch nicht ausgeklügelt genug. Also tüftelte er in seiner Wohnung weiter und entwickelte schließlich einen Tisch, auf dem verschiedene Holzklötze liegen, die Noten und Ins­trumente darstellen. Unter jedem ist ein Code aufgedruckt, den er selbst geschrieben hat.

Eine Kamera darunter liest die Codes und überträgt sie an den Computer, auf dem das Programm zur Musikkomposition läuft. Der musikalische Tisch begeisterte die Fachwelt. Er war einer der Beiträge bei der ersten internationalen Bildungskonferenz der Philharmonie in Israel vor zwei Jahren.

AUSSTELLUNG Außerdem wird diese erste Version von Trax derzeit im Museum »Ars Electronica« in Linz ausgestellt. Darauf sind Lachower und Levy besonders stolz. »Das ist eines der besten elektronischen Museen der Welt – und wir sind mittendrin«, freut sich Lachower. Das brachte nicht nur Bekanntheit, sondern auch Geld. Die Entwicklung von Trax wurde in den »Start-up Accelerator« des Shenkar College für förderungswürdige Projekte aufgenommen, in den es pro Jahr nur zwei bis drei Ideen schaffen. Mit 120.000 Schekel (umgerechnet etwa 30.000 Euro) konnte Lachower weiterforschen.

Er begann mit der Theorie: Zunächst sprach er ausführlich mit Kindern im Alter von drei bis 13 Jahren, ihren Eltern und Musiklehrern, um alles über das Lernen eines Instruments zu erfahren. »Der Tenor war, dass Eltern zwar gerne hätten, dass ihre Sprösslinge Musik lernen, aber definitiv keinen weiteren Tisch im Haus haben wollen«, erzählt er und schmunzelt. »Trax musste also kleiner und handlicher werden.« Aufgeschlossene Musiklehrer sagten zudem, sie könnten sich vorstellen, das System in ihren Unterricht zu integrieren.

OKTAVEN Die aktuelle Version hat nach wie vor acht Platzhalter für die Noten und Instrumente. Darüber hinaus sucht man Notenschlüssel, Oktaven und Intervalle aus. Man kann so viele Tonspuren (»Tracks«) anhängen, wie man möchte, um das Lied so lang zu machen, wie man will. Jede Note entspricht einem Chip, der die Eigenschaften an die angeschlossene Computer-Software leitet. Dort spielen Tierfiguren, sogenannte »spirit animals«, in einer magischen Welt die Lieder, die das Kind komponiert hat.

Das System wird derzeit auf mehreren internationalen Messen vorgestellt.

»Trax hat das Zeug, das Musiklernen zu revolutionieren«, sind die beiden Erfinder überzeugt. »Es bildet die Grundlage, bringt die Noten, Oktaven, Intervalle und Rhythmen bei, die die Basis für jedes Instrument sind.« Das System haben sie sich patentieren lassen und stellen es jetzt auf verschiedenen internationalen Messen vor, darunter dem Ars-Electronica-Festival in Österreich und der DLD-Innovation-Messe in Tel Aviv im September. Dort hoffen sie, Investoren zu finden, um Trax kommerziell auszuwerten. Ziel ist es, in den nächsten 18 Monaten ein fertiges Produkt auf dem Markt platziert zu haben. Angeboten werden soll das Grundset für rund 100 Euro. Erweiterungssets sind ebenfalls geplant.

DISSONANZEN Lachower selbst macht seit Jahren elektronische Musik. »Aber diese Programme sind hoch kompliziert. Ich habe mehr als zwei Jahre gebraucht, um ein bestimmtes zu verstehen – und dann die Musik in wenigen Minuten komponiert. Wer hat schon die Energie und Zeit dafür?« Mit seinem System, sagt er, werde genau dieser langwierige Prozess umgangen.

»Mit Trax gibt es schnell große Erfolgserlebnisse. Denn alles hört sich gut an, Dissonanzen gibt es nicht.« Lachower ist überzeugt, dass gerade dies für Kinder sehr motivierend ist. »Wir wollen die Neugier auf die Musik wecken, ohne die Angst vor dem komplizierten und schwierigen Lernen. Die Idee ist es, Harmonien zu erzeugen. Schiefe Töne gibt es nicht.«

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