Geheimdienst

Agent Eichhörnchen

Erwischt: Gleich 14 Nager beschuldigte der Iran 2014 der Spionage für Israel. Foto: Thinkstock

Die Feinde kamen aus dem Hinterhalt. Lautlos, effizient und jederzeit zum Angriff bereit. Doch die Sicherheitskräfte der Islamischen Republik Iran waren mindestens ebenso gewieft: In letzter Minute konnte der Geheimdienst des Mullah-Regimes den Feind noch stoppen. Die iranische Nachrichtenagentur Irna gab denn auch umgehend bekannt, dass die Angreifer »durch die Wachsamkeit unserer Geheimdienste aufgehalten wurden, bevor sie handeln konnten«. Kurz darauf konnte die Regierung in Teheran sogar Auskunft darüber geben, wer hinter der Attacke steckte: Israel, wer sonst!

Bei den Angreifern handelte es sich indes nicht um Menschen, sondern um Eichhörnchen. Genauer gesagt waren es 14 kleine Nager, die Iran 2014 der Spionage für den jüdischen Staat beschuldigte.

Postillon Was sich liest wie eine Meldung auf der Satire-Website »Postillon« ist jedoch mitnichten ein Aprilscherz gewesen, sondern war ernst gemeint. Es vergeht kein Monat, ohne dass entsprechende Meldungen von spionierenden Tieren im Auftrag des jüdischen Staates in Ländern wie Ägypten, Türkei oder eben Iran über die Ticker gehen.

Vor einiger Zeit zum Beispiel berichteten türkische Medien von einem Vogel, der im Süden des Landes aufgegriffen wurde. Er trug einen Ring am Fuß mit der Aufschrift »24311 Tel Avivunia Israel«. Daraufhin wurde der Vogel untersucht und geröntgt; erst dann konnten die türkischen Sicherheitskräfte Entwarnung geben: Das Tier habe nicht für Israel spioniert.

»Infolge der Untersuchungen haben die Behörden entschieden, nicht Anklage zu erheben. Der fälschlicherweise angeklagte Vogel darf nun davonfliegen«, fasste die türkische Zeitung Hürriyet zusammen.

Wie also kommt es dazu, dass der Mossad und die israelischen Sicherheitsstreitkräfte von verfeindeten Staaten immer wieder der Tier-Spionage beschuldigt werden? Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der Israel Defence Forces (IDF), ist davon überzeugt, dass die Vorwürfe gegen Israel durchaus ernst gemeint sind. Die oft kolportierte Behauptung, dass die Geheimdienste mit den Meldungen Israel demütigen wollen, hält Shalicar für unwahrscheinlich. »Uns feindlich eingestellte Länder und Terrororganisationen wissen, dass wir ihnen technologisch viele Schritte voraus sind, das bereitet ihnen Sorge«, erklärt der Militärexperte. »Sie glauben zu wissen, wozu wir im Stande sind. Nicht wir haben Angst vor den Terroristen, sondern sie haben Panik vor unseren Fähigkeiten. Das führt zu solchen absurden Meldungen.«

Delfin Shalicar räumt zwar ein, dass Tiere in der Geschichte des Militärs immer wieder auch zu Kriegs- und Spionagezwecken eingesetzt wurden und womöglich auch noch werden. Brieftauben etwa wurden früher mit Mini-Fotoapparaten ausgestattet, um Bilder aus der Luft von feindlichen Stellungen zu machen. Auch Berichte von Delfinen mit Bomben oder Kameras an der Flosse seien immer wieder zu lesen. Methoden wie diese aber schließt Shalicar für das israelische Militär aus. »Glauben Sie mir: Wir haben andere, wirksamere Methoden als Adler, Delfine und Eichhörnchen.«

Ungeachtet dessen dürften die ungewöhnlichen Spionage-Vorwürfe gegen Israel auch künftig nicht so schnell abreißen. Erst jüngst war es wieder einmal so weit: 2015 behauptete die radikalislamische Hamas, einen Delfin im Mittelmeer gefangen zu haben, an dem eine Kamera und eine Abschussvorrichtung für giftige Pfeile angebracht gewesen seien. Für die Terrororganisation stand sofort fest: Israel steckt dahinter.

Womöglich hätte man dem Meeressäuger den Prozess gemacht, wie bereits libanesische Politiker im Fall eines vermeintlichen »Mossad-Geiers« 2015 gefordert hatten. Doch zu einer Verhandlung kam es nicht: Noch bevor die palästinensische Justiz dem Beschuldigten den Prozess machen konnte, war der angebliche Spionage-Delfin schon wieder abgetaucht.

Israel

Netanjahu und Katz: Angriffe in Syrien sollen Drusen schützen

Die Armee hat Ziele im Süden des Nachbarlands angegriffen, nachdem syrische Regierungstruppen Mitglieder der Minderheit getötet hatten

 15.07.2025

Iran

Gallant schreibt an Khamenei

Der israelische Ex-Verteidigungsminister meint: »Wir wissen mehr über Sie, als Sie über sich selbst«

von Sabine Brandes  15.07.2025

Interreligiöser Dialog

»Das ist Verrat«

Ein Imam aus den Niederlanden nahm an einer Reise muslimischer Geistlicher nach Israel teil - prompt verlor er seinen Job

von Michael Thaidigsmann  15.07.2025

Brüssel

Sa’ar: Israel plant keine langfristige Kontrolle über Gaza

Internationale Kritik an der israelischen Militärstrategie wirft der Außenminister als »absurd« zurück

 15.07.2025

Gaza

Drei israelische Soldaten sterben bei Explosion in Panzerturm

Ein schwer verletzter Soldat liegt im Krankenhaus

 15.07.2025

Jerusalem

Netanjahu weist Vorwurf der Schuld für 7. Oktober zurück

In einem inszenierten Interview verteidigt der israelische Ministerpräsident die Kriegspolitik seiner Regierung

 15.07.2025

Jerusalem

Ultraorthodoxe Partei verlässt Regierungskoalition

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat 48 Stunden Zeit, seine Partner zu einer Kursänderung zu bewegen

 15.07.2025

Vermisst

Sanitäter aus Passion

Lior Rudaeff liebte es, anderen zu helfen

von Sabine Brandes  14.07.2025

Krieg

Israel legt neuen Vorschlag für Waffenruhe in Gaza vor

Berichte: Jerusalem ist bereit, mehr Truppen aus dem Gazastreifen abzuziehen als bisher angeboten

 14.07.2025