Daniel Libeskind

»Was zählt, ist das Herz der Gemeinde«

Herr Libeskind, Sie möchten für die liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom in München eine Synagoge bauen. Welche Verbindung haben Sie zu Beth Shalom?
Ich habe hier Menschen getroffen, mit denen ich auf einer Wellenlänge liege. Nicht zu vergessen: das progressive Judentum stammt aus München und überdauerte an verschiedenen Orten, in verschiedenen Ausprägungen überall auf der Welt. Deshalb ist das eine spezielle Gemeinde. Was zählt, ist das Herz einer Gemeinde. Damit in Berührung zu kommen, ist wichtig.

Was ist Ihr Eindruck von der Stadt?
München ist eine historisch bedeutsame, inspirierende Stadt. Was das jüdische Leben angeht: Münchens ehemalige Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße war liberal. Die Stadt ist zugleich »Hauptstadt der Bewegung«, der Holocaust hat hier 1938 begonnen. Es ist schon etwas Besonderes, hier eine liberale Synagoge zu errichten (vgl. S. 11).

Wie stellen Sie sich den Bau vor?
Ich könnte mir denken, dass der Entwurf einen ganz anderen Charakter bekommt als die formale Strenge und Autorität, die die Synagoge am Jakobsplatz ausstrahlt. Jüdischsein ist mit viel Fröhlichkeit verbunden. Es könnte ein Ort sein, den auch Kinder toll finden. Wir leben in einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft, und das sollten Gebäude auch widerspiegeln. Schließlich gibt es nicht nur eine Art zu denken. Es wäre sehr gesund, wenn die Stadt eine vielfältige Vorstellung davon bekäme, was Jüdischsein bedeutet.

Wie stellt sich jüdisches Leben heute für Sie in Deutschland dar?
Als ich 1989 nach Berlin kam, war die jüdische Gemeinde ein kleines, trauriges Überbleibsel des Holocausts. Sie bestand nur aus alten Menschen. Und ich konnte den Wandel zum Positiven sehen, als wir dann länger hier lebten. Juden wurden selbstbewusster, es gab plötzlich nicht mehr nur Vergangenheit, sondern ein Wiederanknüpfen an Traditionen. Natürlich ist man oft sehr verstört durch rechtsradikale, neonazistische Strömungen, die immer wieder aufscheinen. Trotzdem glaube ich, dass Deutschland große Fortschritte bei der Integration jüdischen Lebens und jüdischer Einwanderer gemacht hat.

Wieso engagieren Sie sich so sehr für jüdisches Leben hierzulande?
Ich setze mich für jüdisches Leben ein, wo immer ich kann. Jüdischsein heißt nicht, provinziell sein. Es bedeutet, mit vielen Orten in Berührung zu kommen. Ob Kopenhagen, San Francisco, Berlin oder München – es gibt zwischen den Städten eine Verbindung über den »Jewish Spirit«. Es geht mir nicht bloß um ein weiteres Architekturprojekt, sondern um den spirituellen Gesichtspunkt. Ein Gebäude zu errichten, bedeutet Anstrengung vieler Menschen, es kostet Geld und braucht Unterstützung seitens der Kommune. Für mich muss es noch über das Offensichtliche hinausgehen, die tiefer gehenden Aspekte eines Ortes freizulegen. Das ist es, was mich interessiert.

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025

Waffenruhe

»Wir werden neu anfangen, egal, wie schwer es ist«

Im Gazastreifen feiern die Menschen die Aussicht auf ein Ende des Krieges

 09.10.2025

Perspektive

Wir lassen uns nicht brechen – Am Israel Chai! 

Ein Zwischenruf zum 7. Oktober

von Daniel Neumann  06.10.2025

Berlin

Preis für Zivilcourage für Brandenburger Bürgermeisterin

Christine Herntier wird für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus vom »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgezeichnet

 01.10.2025

Terror

»Das Einfühlungsvermögen für Juden ist aufgebraucht«

Die Berliner Psychologin Marina Chernivsky zieht eine bittere Bilanz nach dem 7. Oktober

von Franziska Hein  30.09.2025

Nahost

Die Knackpunkte in Trumps Friedensplan

Netanjahu stellt sich hinter Trumps Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs. Doch darin gibt es noch viele unklare Stellen

von Anna Ringle, Cindy Riechau  30.09.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas fordert Feuerpause - Leben zweier Geiseln bedroht

Laut Kassam-Brigaden sei der Kontakt zu den beiden abgebrochen

 28.09.2025

New York/Teheran

Iran-Sanktionen wieder in Kraft

DIG und iranische Oppositionelle im Exil begrüßen die Entscheidung

 28.09.2025