eine eigene Schriftrolle

Tora an der Oder

von Katrin Richter

Frankfurt ist bekannt für seinen Oderturm, die Europa-Universität Viadrina und natürlich Heinrich von Kleist. Jetzt kann die Stadt noch mit einer weiteren Attraktion aufwarten: einer Torarolle, der ersten in einer brandenburgischen Stadt seit 1945.
Am vergangenen Sonntagmittag wurde sie in einer feierlichen Zeremonie in das Gemeindezentrum gebracht. Die Tora, die ein Geschenk des Jüdischen Bildungszen-
trums Berlin ist, hat für die rund 200 Mitglieder zählende Gemeinde eine ganz besondere Bedeutung. Endlich steht ihnen damit ein Schriftrolle mit den fünf Büchern Moses für den Gottesdienst zur Verfügung. Der Vorsitzende der Gemeinde, Volodymyr Levytskyy, ist glücklich. Dem rbb-Fernsehen (Rundfunk Berlin-Brandenburg) sagte er: »Zehn Jahre lang haben wir darauf ge-
wartet. Mit der Tora fühlen wir uns nun als richtige jüdische Gemeinde.«
Fast 200 Menschen begleiteten die Rolle. Sie zogen vom Gedenkstein für die in der Pogromnacht zerstörte Synagoge zum Gemeindezentrum, das mit roten, gelben und blauen Luftballons herausgeputzt war. Was im Radio lapidar als »teilweise Sperrung der Karl-Marx-Straße« bekanntgegeben wurde, war ein Umzug voller Freude, mit Liedern und Tänzen. Selbst 25 jüdische Studenten der University of Illinois, die sich zu einem einwöchigen Besuch in Berlin aufhalten (vgl. S. 17), waren zu dem Ereignis in die Grenzstadt an der Oder gekommen.
Die Frankfurter Gemeinde besteht zum großen Teil aus Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion. Viele haben sich in der neuen Heimat der jüdischen Tradition angenähert. Deshalb ist es für den Brandenburger Landesrabbiner Nachum Pressman so wichtig, dass endlich richtige Schabbatfeiern abgehalten werden können, mit Toralesung und allem, was dazugehört: »Es beginnt für uns damit eine neue Zeit. Endlich haben wir dieses Wunder geschafft. Wir zeigen, dass jüdisches Leben hier wieder Realität ist.«
Der Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden in Brandenburg, Feliks Byelyankov, sieht darin eine Chance für die Zukunft. »Eine so bedeutende Schrift hat nachhaltigen Einfluss auf das Gemeindeleben.« Für Byelyankoy war die Toraeinbringung am Sonntag »einfach nur wunderbar«. Und auch der Überbringer des Geschenks, der Berliner Chabad-Rabbiner Yehuda Teichtal, freute sich. Für ihn sei es nur schwer vorstellbar, das jüdisches Leben ohne Torarolle eine wirklich langfristige Bedeutung habe. »Heute beginnt ein neues Kapitel des jüdischen Lebens in Brandenburg.«
Für den Oberbürgermeister der Oderstadt, Martin Patzelt, war es das erste Mal, dass er bei einer solchen Zeremonie mit dabei war. Er war fasziniert, »mit welcher Freude Jüdinnen und Juden dieses bedeutende Ereignis feiern. Mit Bonbons und Liedern. Sehr erfrischend.« Patzelt betont, wie wichtig es für die Jüdische Gemeinde ist, »ein solches indentitätsstiftendes Moment« zu haben. Mit dem Geschenk erhalte die Stadt etwas von dem zurück, um das sie sich vor über einem halben Jahrhundert selbst beraubt habe, sagte er am Sonntag.

Berlin

Frei informiert die Fraktionschefs über Lage in Nahost

Die Bundesregierung ist nach dem US-Angriff auf den Iran im Krisenmodus. Am Vormittag findet ein Informationsgespräch im Kanzleramt statt, an dem auch die rechtsextremistische AfD teilnimmt

 23.06.2025

Ethik

Zentralrat will sich für Schächten auf europäischer Ebene einsetzen

In manchen Ländern und Regionen Europas ist das Schächten verboten

 22.06.2025

Iran-Krieg

Steinmeier sieht noch Chancen für Diplomatie

Für Diplomatie ist im nahen Osten derzeit kein Raum. Das muss aus Sicht von Bundespräsident Steinmeier aber nicht so bleiben

 18.06.2025

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025