Dieter Graumann

»Spaltungsintrigen werden scheitern«

»Spaltungsintrigen werden scheitern«

Dieter Graumann über das Geschenk der Zuwanderung und die Einheit

Herr Graumann, im Auftrag der israelischen Regierung werden bald zwei Mitarbeiter der ehemaligen Geheimdienstorganisation Nativ nach Deutschland kom- men. Nativ will gerade russischsprachigen Zuwanderern jüdische Kultur und Israel nahebringen. Tut der Zentralrat der Juden zu wenig für das jüdische Bewusstsein der »Russen«?
graumann: Wir machen doch schon eine Menge, mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen. Natürlich kann man immer noch mehr tun. Aber wir haben wiederholt eindringlich davor gewarnt, obskure Parallelstrukturen zu den bewährten Institutionen der jüdischen Gemeinschaft zu errichten. Die ersten Tendenzen in dieser Richtung zeigen, dass hier auf verantwortungslose Weise mit dem Feuer gespielt wird und dass das Gift der Spaltung in unsere Gemeinschaft hineingetragen werden kann. Niemand, auch niemand in Israel, wird stärker werden, wenn man die jüdische Gemeinschaft in Deutschland schwächt.

Ein Mitglied des »Weltkongresses russischsprachiger Juden« hat dem Zentralrat gerade vorgeworfen, er habe »tatenlos« zugesehen, wie in Berlin die Zuwan- derungsregeln für russische Juden verschärft wurden. Hat man da etwas versäumt?
graumann: Diese Äußerung ist empörend und skandalös. Sie entspringt entweder totaler Unwissenheit oder ist Teil einer gezielten Kampagne von Desinformation und Verfälschung. Tatsache ist: Wir haben in sehr vielen, sehr intensiven Verhandlungsrunden leidenschaftlich darum gekämpft, dass die neu- en Zuwanderungsregeln erträglich werden. Es ist uns auch geglückt, die entscheidenden »Giftzähne« zu ziehen und die Kriterien zu entschärfen.

In der aktuellen Ausgabe des Magazins »Der Spiegel« wird eine Vertreterin des »Weltkongresses« mit den Worten zitiert: »Die einheimischen Juden wollen uns nicht. Also sollten möglichst viele von uns auch gehen.« Macht Ihnen diese Aufforderung Angst?
graumann: Das macht mir überhaupt keine Angst – aber es macht mich sehr wütend. Dieses bösartige Gerede bedeutet Hetze und ist ein Anschlag auf die Einheit der jüdischen Gemeinschaft. Diese Spaltungsintrigen werden mit Sicherheit scheitern. Für uns alle ist die Zuwanderung ein kostbares Geschenk, das wir schätzen, hegen und pflegen. Wir werden hart um die Einheit kämpfen, zum Besten der Menschen, die uns anvertraut sind.

Mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden sprach Christian Böhme.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025