Filmfestival

Schadchen, Challe und Barmizwa

von Jan Popp-Sewing

»Jüdin sucht Jude, Heirat erwünscht«, lässt sich der Inhalt des Films Matchmaker zusammenfassen. Er beschreibt den Selbstversuch der 30-jährigen Regisseurin Gabrielle Antosiewicz, in Zürich »den Rich- tigen« zu finden, und zwar per Internet. Sie lädt die diversen Kandidaten ein, mit ihr ein traditionelles Schabbat-Brot, die Challa, zu backen.
Der 70-Minuten-Streifen war einer der Höhepunkte des Filmfestivals »Jüdische Welten« der Düsseldorfer Gemeinde, das nun bereits zum zweiten Mal in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt stattfand. Nach der Vorstellung von Matchmaker stand den Zuschauern ein echter Hei- ratsvermittler, José Weber, aus Frankfurt am Main als Experte Rede und Antwort. Von ihm wollte das Publikum ganz genau wissen, wie seine Vermittlung funktioniert, was sie kostet und welche Erfolge sie verspricht.
Gezeigt wurden die Filme im Programm- kino Blackbox am Rande der Altstadt. Auf der Leinwand des mit schwarzem Stoff ausgeschlagenen Saals mit seinen 140 Plätzen breiteten sich fünf Tage lang diverse Facetten jüdischen Lebens aus.
Bei ihrem Film-Projekt unter der künstlerischen Leiterin Erika Rubinstein wurde die jüdische Gemeinde von der Hilfsorganisationen Joint und der Chais Family Foundation unterstützt. Mit gutem Erfolg. Insgesamt kamen 800 Zuschauer, unter ihnen viele Nichtjuden – Filmfans, die die Zusammenstellung reizte.
»Wir haben ein tolles Feedback bekommen und sind sehr zufrieden«, sagt Michael Szentei-Heise von der Düsseldorfer Gemeinde. Gezeigt wurden acht internationale Filme, fast alle deutsche Erstaufführungen wie die israelische Produktion Close to Home, ein Streifen über Leben und Probleme der zwei jungen Soldatinnen Smadar und Mirit (Regie: Dalia Hager und Vidi Blu), die in Jerusalem gemeinsam auf Streife gehen.
Es folgte die Dokumentation Zorros Bar Mitzwa (Regie: Ruth Beckermann) aus Österreich, die vier 12-Jährige bei ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen begleitetet. Bei der anschließenden Diskussion mit Jugendlichen, Eltern und Düsseldorfs Gemeinderabbiner Julian Chaim Soussan ging es um Bedeutung und Wahrnehmung von Bar- und Batmizwa. Fazit: Die Jugendlichen messen der Zeremonie zwar eine große Bedeutung bei, in ihrem praktischen Leben ändert sich jedoch kaum etwas. Wie Rabbiner Soussan bedauerte, seien einige junge Leute zwar ganz erpicht auf die Bar- oder Batmizwa, doch hinterher ließe sich kaum einer von ihnen mehr in der Synagoge blicken.
Der schwedische Film Bit by Bit erzählt die Geschichte des Jugendlichen J., der die Möglichkeit bekommt, an einer Computerspiel-Weltmeisterschaft teilzunehmen (Regie: Jonathan Metzger). Einziges Problem: Der Wettbewerb findet am Seder-Abend statt, und nun muss sich J zwischen Familie und der großen Chance entscheiden.
Ausverkauft war der Saal bei Eruv, dem Regie-Debüt des Schauspielers Kai Wiesinger. In der Dokumentation aus dem Jahr 2005 geht es um die Konflikte zwischen orthodoxen und liberalen Juden in Teaneck/New Jersey. Wiesinger kam selbst zur Vorführung und erzählte von den Dreharbeiten. Weitere Filme waren To take a wife (Israel, Regie: Ronit und Shlomi Elkabetz), Ushpizim (Israel, Regie: Gidi Dar) und Shalom Germania (Deutschland, Regie: Grigory Manyuk).
»Das war ein interessanter Überblick. Ich finde es besonders gut, dass so auch Nichtjuden sehen, dass Juden Menschen wie du und ich sind«, sagte Elena Wohlreich, ein ehemaliges Gemeinderatsmitglied aus Düsseldorf. Dass die Beiträge zum Nachdenken anregten, war unverkennbar. Häufig wurde anschließend im Foyer noch intensiv weiterdiskutiert.
Eine gewisse Herausforderung stellte zunächst die Sprache der Filme dar, drei lagen nur auf Hebräisch mit englischen Untertiteln vor. Die Organisatorin griff zu einer Lösung: Sie engagierte mit Sabine Niewalda eine Übersetzerin, die die Untertitel live ins Deutsche übertrug. Um das jüdische Flair abzurunden, konnten die Besucher im Foyer Borschtsch, mit Blattspinat gefüllte Kartoffelknishes und von israelischen Vorspeisentellern probieren.
Das Einzige, was nicht klappte, war die letzte Vorstellung. Bei Shalom, Germania streikte der DVD-Recorder. Trotz des kleinen Missgeschicks blickt die Gemeinde auf eine ausgesprochen erfolgreiche Filmwoche zurück, die dabei ist, sich als feste jährliche Veranstaltung im Kulturleben von Gemeinde und Stadt zu etablieren.

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