Meinung

Rechtspopulistische Narrative werden normalisiert

Ruben Gerczikow Foto: Rina Gechtina

Meinung

Rechtspopulistische Narrative werden normalisiert

Jüdische Gemeinden tun gut daran, ihre bisher ablehnende Haltung gegen die AfD beizubehalten

von Ruben Gerczikow  07.06.2024 11:58 Uhr

»Europa rückt nach rechts«, so die Befürchtung vor den Europa- und Kommunalwahlen. Extrem rechte Parteien konnten zuletzt Wahlerfolge feiern.

Auch die AfD steht trotz Spionage- und Korruptionsaffären in den Wahlprognosen solide zwischen 15 und 20 Prozent. Gerüchte über ein großes Rechtsbündnis machen die Runde. Jede Stimme für rechte Parteien ist ausschlaggebend für dessen Erfolg.

Vertreterinnen und Vertreter von jüdischen Institutionen sind alarmiert und werden nicht müde, vor der Rechtsaußenpartei zu warnen.

Doch längst nicht alle Jüdinnen und Juden sehen die AfD kritisch. Abseits der rund 20 Mitglieder der Splittergruppe der »Juden in der AfD« gibt es innerhalb jüdischer Communities Menschen, die zumindest manche Forderungen der AfD teilen. Obgleich sie, mit Verweis auf den inhärenten Antisemitismus, die selbsternannte Alternative nicht wählen würden.

Rassistische Aussagen

Nichtsdestotrotz wird es mit Sicherheit auch unter Jüdinnen und Juden jene geben, die ihr Kreuz bei der AfD machen. Schließlich sind auch sie Teil einer Gesellschaft, in der rechtspopulistische Narrative – wie z.B. die Abneigungen gegen »die da oben« – verfangen und normalisiert werden. Ebenso spielt die vermeintliche Unterstützung Israels der AfD dabei eine Rolle.

Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass von Diskriminierung betroffene Menschengruppen wie z.B. Jüdinnen und Juden nicht auch Ideologien der Ungleichheit verinnerlicht haben. Darauf wies bereits die Psychologin Birgit Rommelspacher hin. Wer sich zu recht über das Schweigen bei antisemitischen Kommentaren in nicht-jüdischen Kreisen aufregt, der sollte auch rassistischen Aussagen in jüdischen Kreisen vehement widersprechen.

Zwar dürfte die tatsächliche Anzahl der jüdischen AfD-Wählerinnen und Wähler vergleichsweise gering sein, aber Jüdische Gemeinden tun gut daran, ihre bisher ablehnende Haltung gegen die AfD beizubehalten und dem instrumentellen Verhältnis gegenüber dem jüdischen Staat keinen Glauben zu schenken.

Der Autor ist Publizist und lebt in Berlin.

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