Krieg in Gasa

Rakete im Strafraum

von Martin Krauss

»Wir machen hier ja das, was sich die Hamas wünscht«, schimpft Shye Feigenbaum. Der Israeli ist Fußballtrainer beim Drittligisten Hapoel Ashkelon. Und was Feigenbaum so in Rage bringt, ist der Beschluss des israelischen Fußballverbandes IFA, sämtliche Ligaspiele zu verbieten, solange die Armee im Gasastreifen aktiv ist.
Am vergangenen Sonntag wollte Feigenbaum gerade seine Mannschaft, die noch beim Warmmachen war, zum Training rufen, als eine Grad-Rakete im Stadion explodierte. »Die Rakete landete im Strafraum«, sagt Feigenbaum. »Wären meine Spieler oder die Jugendmannschaften gerade auf dem Platz gewesen, wäre es zu einer Katastrophe gekommen.«
So sehr Shye Feigenbaum empört ist, so sehr sieht er auch, dass der Verband so handeln musste. »Wir hatten leider keine Alternative«, sagt Feigenbaum. Die israelische Polizei hatte obendrein angeordnet, dass alle Fußballspiele, in denen Juden gegen Araber spielen, während des Konflikts im Gasastreifen abgesagt werden. Israels erste Fußballliga ist von dem Spielverbot zunächst nicht betroffen, denn die Mannschaften sind noch in der Winterpause. Ob sie allerdings wie geplant am 10. Januar starten kann, ist noch offen.
Das Viertelfinalspiel im Toto Cup zwischen Hapoel Bnei Sakhnin und Ironi Kiryat Shmona wurde zunächst auf kommenden Sonntag verschoben. Die drei anderen Viertelfinalbegegnungen hingegen sollen stattfinden. Bnei Sakhnin ist ein arabischer Verein in Israels erster Liga, und der Präsident von Bnei Sakhnin hatte von der IFA Garantien verlangt, dass es nicht aus Anlass des Gasa-Konflikts zu rassistischen Sprechchören gegen sein Team käme.
Der Basketballverband IBA hat verfügt, dass das gerade anstehende Viertelfinale im Pokalwettbewerb zunächst um zweieinhalb Wochen verschoben wird. Der griechische Basketballklub Olympia Larissa sagte ein Spiel gegen Hapoel Jerusalem aus Sicherheitsgründen ab. Das findet in Israel kein Verständnis, ist doch Jerusalem kein Ziel der Hamas-Raketen. Außerdem reiste erst jüngst, als in Athen die Unruhen tobten, Bnei Hasharon nach Athen, um gegen Panellinos zu spielen.
Die im Süden angesiedelten Spitzenteams des israelischen Fußballs und Basketballs, etwa die Fußballerstligisten SC Ashkelon und Hapoel Beer Schewa oder die Basketballklubs Ironi Ashkelon oder Maccabi Ashdod sind zum Training in nördlichere Regionen Israels umgezogen. Für den Drittligisten Hapoel Ashkelon und seinen Trainer Shiye Feigenbaum ist das keine Alternative. »Wir sehen ja, was in Sderot los ist und wie lange das schon geht«, sagte er der Jerusalem Post. »Hoffen wir, dass wir die Stadt nicht verlassen müssen, das sähe nicht gut aus.«
Selbst wenn der Konflikt im Gasastreifen schon bald beendet werden könnte, hätte der israelische Sport Folgeprobleme. »Sogar Spieler, die gar keinen besonderen sportlichen Ruf haben und die wir früher leicht nach Israel verpflichten konnten, wollen nicht mehr«, sagt ein Offizieller des Fußballklubs Maccabi Tel Aviv. Ihm ging gerade die Verpflichtung eines Mittelfeldspielers, der von einem italienischen Zweitligisten kommen sollte, durch die Lappen.
Eine andere Verbindung von Sport und Politik gingen am Wochenende zwei ägyptische Spitzenklubs ein: Beim Spiel von Ismaila gegen Al Ahly Kairo, liefen die Spieler beider Teams mit Trikots, auf denen »Gasa ist in unseren Herzen« stand, auf und legten eine Schweigeminute für die im Gasastreifen getöteten Palästinenser ein. Dass nach dem 1:0-Siegtreffer Al Ahlys Flaschen und andere Gegenstände auf Trainer und Gästemannschaft geworfen wurden, hatte damit nichts zu tun.

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025