Fayad

Opfer der Hamas?

von Gil Yaron

Der kleine Mann mit der tiefen Stimme ist für viele einer der Hoffnungsträger der Palästinenser, eine von nur wenigen vertrauenswürdigen Personen in einem Dickicht aus Korruption und Doppelbödigkeit. Premierminister Salim Fayad wurde jedoch von den beiden wichtigsten Gruppierungen Palästinas, der Hamas und ihrer Rivalin Fatah, angefeindet. Nun hat Fayad seinen Rücktritt »bis spätestens Ende März« angekündigt.
Damit könnte er das erste Opfer einer Annäherung von Fatah und Hamas sein. »Dieser Schritt ist Teil der Anstrengungen, eine nationale Versöhnungsregierung zu bilden«, nannte Fayad als Begründung. Nun ist unklar, was aus den mehr als vier Milliarden Euro werden soll, die die internationale Staatengemeinschaft für den Wiederaufbau des Gasastreifens versprochen hat. Ohne Fayad an der Spitze der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) ist es fraglich, ob die Geberstaaten die Summen tatsächlich spenden werden. Erst seit dem Jahr 2002, nachdem Fayad das Amt des Finanzministers übernommen hatte, verschwanden Spendengelder nicht mehr auf Funktionärskonten.
Fayad ist der Liebling des Westens, daheim ist die Haltung des ehemaligen Angestellten der Weltbank vielen suspekt. Nachdem die Hamas vor zwei Jahren in einem Putsch Gasa in ihre Gewalt brachte, machte ihn seine Distanz zu den Erzrivalen Hamas und Fatah für kurze Zeit zu einem idealen Premier einer unparteiischen »Verwalterregierung«. Die Hamas erkannte Fayad aber nicht an. In der Fatah machte er sich unbeliebt, weil er Posten aufgrund von Kompetenz und nicht von Parteitreue vergab. Am Dienstag haben in Kairo Verhandlungen zwischen Fatah und Hamas zur Bildung einer Regierung begonnen. In Ramal- lah wertete man Fayads Rücktritt als vertrauensbildende Maßnahme vor den schwierigen Gesprächen, eine Geste von PA-Präsident Mahmud Abbas. »Fayads Rücktritt soll den nationalen Dialog erleichtern«, sagte Abbas. Er solle aber erst nach Bildung einer neuen Regierung in Kraft treten.
Die Hamas zeigte sich unbeeindruckt. Sie begrüßte Fayads Rücktritt als »erwartetes Ende einer illegalen Regierung«, so ein Sprecher. Hamasführer Machmud a-Sahar lehnte erneut zentrale Forderungen Abbas’ ab. Man werde bereits unterschriebene Verträge und Israels Existenzrecht auch im Rahmen einer nationalen Einheitsregierung niemals anerkennen.

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025