Gemeinde-Jahresempfang

Ohne Schoeps

»Wir haben etwa 650 Gäste eingeladen, und über 300 sind gekommen, das ist doch ein guter Schnitt«, freute sich Gemeindechef Gideon Joffe über den Zuspruch beim Jahresempfang der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate und dem Wechsel in der Gemeindeführung achteten viele, die am vergangenen Montag der Einladung ins Ge-
meindehaus an der Fasanenstraße gefolgt waren, weniger nicht darauf, wer kam, sondern vielmehr wer dem Ereignis fernblieb.
Um es kurz zu machen: Landesprominenz war vertreten, allen voran der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Bundesprominenz fehlte. Und einer, der in Sachen Gemeindepolitik in der vergangenen Woche Schlagzeilen gemacht hatte, ließ sich erwartungsgemäß ebenfalls nicht blicken: Julius H. Schoeps. Er war am Mittwoch vergangener Woche von seinem Amt als Vorsitzender der Repräsentantenversammlung (RV) auf deren jüngster Sitzung zurückgetreten.
Dort war erneut die Frage des Gehalts des Gemeindevorsitzenden diskutiert worden. Nachdem Joffe sich im Laufe der Debatte kritisch über die Sitzungsleitung geäußert hatte, ergriff Schoeps das Wort. Er habe stets gesagt, daß er sein Mandat nur ausüben werde, wenn der Vorstand bei seiner Ankündigung bliebe, ehrenamtlich zu arbeiten. »Ich bin nicht bereit, meine Haltung zu korrigieren«, sagte Schoeps. Damit trat er vom Amt des Vorsitzenden der RV zurück und kündigte zugleich an, sein Mandat im Gemeindeparlament zur Verfügung zu stellen.
Sie sei schockiert und bedauere, daß Schoeps wegen einer »unflätigen Bemerkung« des Gemeindevorsitzenden seinen Hut genommen habe, kommentierte Präsidiumsmitglied Jael Botsch-Fitterling. »Der Rücktritt ist der Tiefpunkt«, sagte Gemeindepolitiker Benno Bleiberg. »Ich nehme die Entscheidung von Herrn Schoeps zur Kenntnis«, so kurz und knapp fiel eine erste Reaktion von Gideon Joffe aus.
Schoeps sagte unterdessen, daß er auch seinen Austritt aus der Gemeinde bereits bei einem Notar erklärt habe und sich nun einer anderen jüdischen Gemeinschaft anschließen werde, vielleicht der in Halberstadt oder London. Sein Unmut über die Zustände in der Berliner Gemeinde hätten sich langsam aufgebaut. Zudem sei der Umgangston des Vorstands für ihn nicht mehr akzeptabel gewesen. Er könne insgesamt die Arbeit der Gemeindeführung nicht mehr mittragen. Somit habe er nun die Konsequenzen ziehen müssen, sagte er der Jüdischen Allgemeinen.
Inzwischen ist seine Mandatsaufgabe offiziell im RV-Büro eingegangen. Die ehemalige WIZO-Vorsitzende Lala Süsskind, Platz 22 bei den Gemeindewahlen, wird nun in die Repräsentanz nachrücken. Als neuer Vorsitzender der RV ist unter anderem der frühere Gemeindevorsitzende Alexander Brenner im Gespräch.
Schoeps’ Rücktritt erwähnte Gideon Joffe in seiner Ansprache beim Jahresempfang mit keinem Wort. Aber wohl in Anspielung auf Meldungen über Austritte anderer prominenter Gemeindemitglieder und die öffentliche Diskussion über eine drohende Spaltung der Gemeinde sprach er davon, daß das Dach der Berliner Einheitsgemeinde sehr groß und breit angelegt sei. Dies sei bewußt so geschaffen, »damit das Dach nicht so leicht von einem politischen Unwetter oder Sturm weggerissen oder zerstört werden kann«.
Nun gelte es, die Reformagenda des Vorstands umzusetzen. Sie solle für eine Modernisierung der Verwaltung und eine Stärkung des jüdischen Lebens sorgen, so Joffe. Zudem müsse für eine gemeinsame Sprache gesorgt werden. »Das sind die beiden Lösungskonzepte, die in unsere Gemeinde wieder Ruhe und Eintracht bringen können.« C. Schmitt/D. Kauschke

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025

Nachrichten

Strände, Soldat, Flüge

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2025

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025