usa

Obolus für die Vergangenheit

In diesem Jahr feiert New York seine Entdeckung durch Henry Hudson. Vor 400 Jahren segelte Hudson, ein Engländer im Dienst der holländischen Krone, den Fluss hoch, der heute seinen Namen trägt, und errichtete auf der von dem Stamm Lenape bewohnten Insel Mannahatta eine Kolonie. 1624 wurde daraus die Stadt New York. Aus der Gründerzeit sind kaum noch Bauwerke erhalten. Das älteste liegt in Manhattan, dort, wo heute Chinatown ist: Der sefardische Friedhof der Gemeinde Shearith Israel wurde 1656 angelegt. Im gleichen Jahr wurde auch die erste Synagoge errichtet. Shearith Israel ist zudem der älteste jüdische Friedhof in Amerika. Der kleine, alte Friedhof am Chatham Square liegt oberhalb des Straßenniveaus hinter einer Ziegelmauer und einem hohen Metallzaun verborgen. Dem Fußgänger fällt bei einem ersten Blick nur das Schild ins Auge, das auf den »First Cemetery« hinweist. Hier stehen uralte Grabsteine zwischen Gräsern und Blumen, von der Sonne beschienen.
Angelegt wurde der Friedhof nach der Ankunft der ersten 23 Juden in New York. Begeistert war der damalige holländische Gouverneur, Peter Stuyvesant, nicht. Für ihn waren Juden Ungläubige, die Christus nicht achteten. Aber die Dutch West India Company, für die Stuyvesant arbeitete, gewährte den portugiesischen Sefarden ein Bleiberecht. Allerdings gestattete Stuyvesant, der 1672 starb, einen jüdischen Friedhof lediglich außerhalb der Stadtmauern, nördlich der Wall Street. Das älteste, heute noch erhaltene Grab stammt von 1683, es ist das von Benjamin Bueno de Mesquita, eines holländischer Kaufmanns.
Die Gegend rund um den Friedhof änderte rapide ihr Bild, denn die Stadt wuchs. Auf dem Chatham Square befand sich lange ein Bauernmarkt. Südlich davon entstand der berüchtigte Slum Five Points, wo Iren und Schwarze lebten. Bald eröffneten Saloons und Amüsierlokale. Und nach und nach wurden Mietskasernen bis zur 14th Street gebaut. Nach 1825 zogen die ersten Juden aus Osteuropa in die Lower East Side, wie das ganze, große Areal inzwischen hieß – die riesige Eldrige Street Synagoge steht heute noch dort. Ihnen folgten Italiener, Chinesen und Vietnamesen.
Bis 1828 wurden auf dem Friedhof sefardische Juden beigesetzt. Dann wurde er aber zu klein. Die Gemeinde legte mehrmals neue an. Heute befindet sich der zentrale Friedhof nahe Central Park West. Inzwischen ist New York ein Zentrum jüdi-
schen Lebens, die sefardische Gemeinde hat sich schon lange etabliert. Ihr gehörten Benjamin Mendes Seixas, Ephraim Hart und Alexander Zuntz an, die Gründer der New Yorker Börse, auch Gershom Mendes Seixas, der an der Amtseinführung von US-Präsident George Washington teilnahm. Jacob Hays, der Gründer der sefardischen Gemeinde, zählt zu den Vorfahren der Sulzberger Familie, der die New York Times gehört.
Der Friedhof am Chatham Square dagegen verfiel, Grabsteine verschwanden. Erst 1961 kümmerte sich die Stadt um ihr Erbe. Harmon Goldstone, ein Mitglied der Kongregation Shearith Israel und Vorsitzender der Denkmalschutzbehörde, stellte den Friedhof unter Denkmalschutz. Die »1654 Society«, die der Gemeinde nahesteht, bemüht sich inzwischen um die Restaurierung des Friedhofs. Die ersten Schritte sind getan, derzeit besteht die Arbeit darin, die Gräber aufzuspüren. Rund hundert Gräber sind erkennbar, allerdings haben die meisten keine Steine mehr.
Nach Meinung von Experten könnten sich auf dem Gelände fast 200 Begräbnisstätten befinden. Der sefardische Friedhof der Gemeinde Shearith Israel ist inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden. »Big Onion Walking Tours« zeigt Besuchern nicht nur die jüdische Lower East Side, sondern führt auch über den »Guten Ort« der ersten Sefarden von New York. Die Eintrittsgebühr von drei US-Dollar wird für die Renovierung der Friedhofs verwendet. Eva C. Schweitzer

Israel

Razzia wegen Korruptionsverdacht bei Histadrut

Der Gewerkschaftsboss und weitere hochrangige Funktionäre wurden festgenommen

 03.11.2025

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025