Antisemitismus-Forum

Netzwerk gegen Hass

Thomas Kraus traute seinen Augen nicht: Standen tatsächlich Menschen in Ritterkostümen, mit Schwertern und Davidsternen versehen, vor der Pilsner Synagoge? Als Kraus, Geschäftsführer der Vereinigung Jüdischer Gemeinden in Tschechien, sie irritiert fragte, was genau sie wollten, lautete die Antwort: »Wir wollen die Synagoge beschützen.« Was vielleicht kurios klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Antisemitismus. Denn Ende Januar marschierte eine rechtsextreme Gruppe durch die tschechische Stadt. Die Demonstration wurde trotz Beschwerden der jüdischen Gemeinde vom Gericht genehmigt. Eine neue Qualität, mit der nicht nur Tschechien in den vergangenen Jahren umzugehen lernen musste.
Weil Antisemitismus immer mehr zunimmt, wurde vergangene Woche das »European Forum on Antisemitism« im Berliner Paul-Löbe-Haus eröffnet. Das Ameri- can Jewish Committee (AJC) und die Friedrich-Ebert-Stiftung hatten Vertreter jüdischer Gemeinden und jüdischer Organisationen aus 16 europäischen Ländern ein- geladen, um mit ihnen gemeinsam zu diskutieren, wie man Judenfeindschaft entgegenwirken kann. Deidre Berger, Leiterin des AJC-Büros in Berlin, betonte, wie wichtig es sei, dass sich Nichtregierungsorganisationen und jüdische Einrichtungen miteinander vernetzten und die Öffentlichkeit für antisemitische Vorfälle sensibilisiert wird. Zudem sei es notwendig, dass mehr für die Aufklärungs- und Bildungsarbeit getan werde, denn schon Kinder werden mit antisemitischen Beschimpfungen konfrontiert. Eduard Dolinsky, Geschäftsführer der Jüdischen Vereinigung in der Ukraine, zieht dazu einen Vergleich: »Als ich klein war, riefen mir Kinder auf der Straße zu ›Du bist ein Jude‹. Wenn mein kleiner Sohn heute rausgeht, dann hört er das gleiche. Geändert hat sich nichts, außer dass man zusätzlich antisemitische Bücher und Zeitschriften kaufen und sich im Internet vieles runterladen kann.«
Kiew ist ein besonderer Brennpunkt für Antisemitismus, denn dort gibt es die Interregional Academy of Personnel Management (MAUP). Hinter diesem harmlos klingenden Namen verbirgt sich eine der Hochburgen der Judenfeinde. Leiter der »Akademie« ist der ultrarechtskonservative Politiker Georgy Tschokin, dessen Veröffentlichungen laut Dolinsky immer mehr Anklang in der Bevölkerung finden. MAUP erhält auch Unterstützung aus arabischen Ländern. Dolinskys Wunsch ist es, dass die Bevölkerung aufgeweckt wird und sieht, dass Antisemitismus langsam, aber stetig ein Alltagsphänomen wird.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025