Gasa

Mit Mandat

Das politische Berlin robbt sich langsam an ein Ja zu einem Blauhelmeinsatz im Gasastreifen heran, eventuell gar mit deutschen Soldaten. »Die Frage ist nicht, ob Deutsche daran beteiligt sein sollen«, sagt Jerzy Montag, »wichtig ist vielmehr das Mandat, und das muss wehrhaft sein.« Der rechtspolitische Sprecher der Grünen sagt weiter: »Wir brauchen in Gasa keine Beobachter, die Tunnel zählen und notieren, wie viele Raketen auf Israel abgeschossen werden. Wir brauchen Truppen, deren Auftrag es ist und die dazu fähig sind, solche Sachen zu unterbinden. Dabei können Deutsche dabei sein, müssen aber nicht.«
Etwas zurückhaltender äußert sich der außenp0litische Sprecher der SPD, Gert Weisskirchen. »Ich will nichts ausschließen, was der Sache dient«, sagt er. »Jetzt muss alles getan werden, damit der Waffenschmuggel unterbunden wird.« Wenn alle Konfliktparteien zustimmten, könne er sich auch Weiteres vorstellen. »Aber um ins Detail zu gehen, ist es viel zu früh.«
»Grundsätzlich« positiv steht auch Ruprecht Polenz (CDU), der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, solchen Überlegungen gegenüber. Aber zurzeit stelle sich die Frage nicht, sagte er der Berliner Zeitung. Im politischen Berlin ist gegenwärtig nicht von deutschen Blauhelmen die Rede, sondern von technischer Hilfe. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bot Ägypten an, bei der Ausbildung der Grenzposten zu helfen, damit Waffenschmuggel nach Gasa verhindert werde (vgl. nebenstehenden Beitrag).
Auf technische Hilfe setzt auch Dirk Niebel, Generalsekretär der FDP. »Ich halte den Gasastreifen für einen Blauhelmeinsatz generell für ungeeignet«, sagt Niebel, eine deutsche Beteiligung sei »abwegig«. Niebels Parteikollege Werner Hoyer, der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, warnte davor, »immer dann nach Blauhelmsoldaten zu rufen, wenn politisch kein Fortkommen zu erkennen ist.« Gegen Blauhelme mag Hoyer nicht prinzipiell argumentieren, wohl aber gegen eine deutsche Beteiligung. »Die Vorstellung, ausgerechnet deutsche Soldaten könnten dies zwischen Israelis und Palästinensern an den Grenzen des Gasastreifens leisten, ist vollkommen unrealistisch.«
Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deuschland, sagte, bei allen Diskussion über eine deutsche Beteiligung müsse klar bleiben: »Eine solche Mission muss ein robustes Mandat haben.«
Grundsätzliche Einwände gegen eine militärische Intervention mit UNO-Mandat kommen von der Partei Die Linke. »Es sollte Klarheit über die Aufgaben einer Blauhelmtruppe bestehen, bevor man über mögliche Truppensteller spekuliert«, sagt Paul Schäfer, der für Die Linke im Verteidigungsausschuss sitzt. »Einzelmaßnahmen wie die Beendigung des Waffenschmuggels reichen ebenso wenig aus wie die reine Zementierung des Status quo«, so Schäfer. Martin Krauß

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025