Literaturspezial

Kurz gefasst

Als Christoph Waltz für seine Rolle des Judenjägers in Inglourious Basterds den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt, spielte der Moderator recht geschmacklos auf dessen Rolle an, indem er das Publikum als lohnende Beute bezeichnete und den Regisseur Ethan Coen einblenden ließ. Hollywood und seine Juden! Diesem Thema widmet sich auch der Dozent für Hebräisch und Literaturwissenschaft Todd Hasak-Lowy in seinem Romandebüt: Schlecht beraten durch Rabbi Brenner heißt der deutsche Titel von Captives. Darin dreht der erfolgreiche Drehbuchautor Daniel Bloom durch. »Auf einer Assimilationsskala von eins bis einhundert (wobei eins die Wohnadresse in Jerusalems ultraorthodoxem Bezirk Mea Shearim bezeichnet und einhundert nur die vage Erinnerung an eine Großmutter mütterlicherseits, die möglicherweise mosaischen Glaubens war) erreichen die Blooms etwa einen Wert von achtundsiebzig.« Daniel Bloom also schreibt an einem neuen Script, in dem Manager und Politiker, vor allem auch deren ebenso ungeschützte wie unschuldige entferntere Angehörige umgebracht werden. Die Verantwortlichen für die überall herrschende Korruption sollen bestraft werden. Alle versuchen, Bloom von seiner verrückten Idee abzubringen – nur Rabbi Brenner sieht die Sinnkrise seines Schützlings und bestärkt ihn, gibt ihm Drogen und schickt ihn nach Israel, wo alles noch schlimmer wird. Das ist der Stoff für einen rasanten, irrwitzigen, besonders in seinen Dialogen überzeugenden Roman voller komischer Einfälle – auch für die nächste Oscar-Verleihung? Harald Loch

Todd Hasak-Lowy:
Schlecht beraten durch Rabbi Brenner. Roman. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, 482 S., 22,95 €

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025