Lesung

Kleines Buch mit großen Texten

Vom Taschendieb Max bis zum Kobold Pumuckl – Imo Moszkowicz hat Film- und Fernsehgeschichte geschrieben wie kaum ein zweiter deutscher Regisseur. Bei über 200 Fernsehproduktionen führte er Regie und inszenierte mehr als 100 Theaterstücke. Daneben stand er immer wieder als Schauspieler selbst vor der Kamera und auf der Bühne. Im jüdischen Museum ist er zu Gast zu einer Lesestunde, die zusammen mit der Literaturhandlung und B‘nai B‘rith veranstaltet wird.
Es wird ein Rundgang durch die jüdische Geisteswelt, eine literarische Reise unter der kundigen und wohlklingenden Führung von Imo Moszkowicz. Gedichte und Gedanken von Dutzenden jüdischer Dichter und Denker begegnen in der folgenden Stunde den Zuhörern. Bei der Auswahl der Texte für diese Lesung, so der beeindruckende Rezitator Moszkowicz zu Beginn, »war ich immer auch auf der Suche nach meiner eigenen Jüdischkeit.«
In einem kleinen, unscheinbaren Heft mit blauem Einband hat er seine Schätze gesammelt. Er hält es in den Händen und liest aus ihm vor: Heinrich Heine, Stefan Zweig, Else Lasker-Schüler, Chaim Nachman Bialik, Primo Levi, Paul Celan, Jean Améry, Imre Kertész, Jehuda Amichai und nicht zuletzt Mascha Kaléko. Hinter jedem dieser Namen wird ein Stück jüdischen Lebens sichtbar. Kurze Auszüge aus den Biografien, ein paar Bemerkungen, ein Zitat, ein Gedicht – mit wenigen Strichen zeichnet Imo Moszkowicz die Vielfalt der jüdischen Welten.
»Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends, wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts« – rezitiert Imo Moszkowicz mit singendem Tonfall die Todesfuge von Paul Celan. Moszkowicz weiß, was er vorliest. Er kennt aus eigener, schrecklicher Erfahrung die Hintergründe der Verszeilen und Sätze, die er mit Emphase meisterhaft vorträgt.
1925 als Jude in Ahlen geboren, erlebt Imo Moszkowicz das typische Schicksal seines Volkes: Durch die Nationalsozialisten verlor er die Mutter und alle sechs Geschwister. Er allein überlebte das KZ Monowitz. Erst viele Jahrzehnte später, und zwar 1997, stellt sich Imo Moszkowicz in seinen autobiografischen Aufzeichnungen »Der grauende Morgen« den Erinnerungen an den Naziterror. Seine schauspielerische Begabung führt Imo Moszkowicz nach dem Krieg als Darsteller und später als Regisseur durch viele Städte und Länder. Stationen in Deutschland sind zum Beispiel die Junge Bühne in Warendorf, Gütersloh, Düsseldorf und Berlin. Erfolgreich arbeitet er aber auch in Buenos Aires, Sao Paulo, Santiago de Chile und Tel Aviv. Inzwischen ist er nach München zurückgekehrt und wohnt heute mit seiner Frau in Ottobrunn. »Alles hat seine Zeit … reden hat seine Zeit«, zitiert Imo Moszkowicz zuletzt den Prediger Salomo (Kohelet), den er auch in sein blaues Büchlein aufgenommen hat, und beendet so diesen eindrucksvollen Abend. Das Publikum bleibt noch einige Minuten still im Saal sitzen und lässt die vielen anregenden Worte in sich nachklingen.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025