Wirtschaft

Kein Grund zur Panik

Kein Grund zur Panik

Israels Wirtschaft hofft auf ein baldiges Ende der Kämpfe im Libanon

von Wladimir Struminski

Die Obsthaine an der libanesischen Grenze bieten ein schönes, farbenprächtiges Bild. Die Baumäste biegen sich derzeit unter der Last ihrer Früchte. Die Idylle ist jedoch trügerisch. Für die landwirtschaftlichen Betriebe der fruchtbaren Nordregion bedeutet die anstehende Erntezeit eine Katastrophe. Eigentlich müßte das reife Obst längst im Handel sein, doch niemand will unter Raketenbeschuß ernten. Auch Hunderte von Industriebetrieben liegen im Landesnorden lahm. Die Fremdenzimmer bleiben aufgrund fehlender Touristen leer. Betriebe haben geschlossen. Es herscht Ausnahmezustand. Und mit zunehmender Reichweite des Katjuscha-Beschusses verlagert sich die ökonomische Dürrezone immer weiter nach Süden.
Allerdings sind die wirtschaftlichen Verluste, so schmerzhaft sie im Einzelfall sein mögen, nach Meinung israelischer Wirtschaftsexperten, nicht von entscheidender Bedeutung. Die eigentliche Frage laute, wie schnell kann der Krieg beendet werden. Die meisten Prognosen gehen davon aus, daß es der israelischen Armee innerhalb kurzer Zeit gelingt, die Raketengefahr zu bannen und für Ruhe an der Nordgrenze zu sorgen. In diesem Fall werde sich die Wirtschaft schnell erholen, sagen die Fachleute.
Diese Meinung teilt auch die renommierte britische Bonitäts-Agentur Fitch. Die israelische Wirtschaft werde zwar einen Dämpfer erfahren, analysierten die Fitch-Experten, doch dürften sich die ökonomischen Folgen des Krieges dank der guten wirtschaftlichen Ausgangslage und der politischen Rahmenbedingungen des Landes in Grenzen halten.
Auch an der Tel Aviver Börse regiert nicht die Panik. In den ersten Tagen sanken die Aktiennotierungen zwar um rund vier Prozent, doch sei das, so Zentralbankpräsident Stanley Fischer, eine natürliche Reaktion. Zum Wochenbeginn zeigte der Kursverlauf an der Börse sogar wieder nach oben. Auch eine Flucht aus dem Schekel blieb aus. Anfang dieser Woche konnte sich die israelische Währung mit minus drei Prozent erstaunlich gut behaupten. Einer der Gründe für das gute Abschneiden: Ausländische Investoren halten ihren israelischen Anlagen die Treue. Ausländer hätten in den ersten Tagen weniger Wertpapiere als ihre israelischen Kollegen abgestoßen, bestätigt der Tel Aviver Investmentbanker Zvi Stepak. »Ausländische Investoren glauben an die israelische Wirtschaft«, freute sich auch Finanzminister Avraham Hirchson.
Schwieriger dürfte es allerdings werden, wenn die Gewalt länger als bisher angenommen anhält. Für diesen Fall, befürchtet die britische Investmentbank HSBC, werde die Verbrauchernachfrage wie das Investorenverhalten sinken. Dann müßten auch die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert werden. Die Tourismusbranche leidet schon jetzt unter dem Krieg. Bereits kurze Zeit nach Ausbruch der Kämpfe im Norden hagelte es bei israelischen Reiseveranstaltern Stornierungen aus dem Ausland. Nach Angaben von Branchenvertretern sind nahezu alle für die zweite Julihälfte und für den August gebuchten Israel-Reisen abgesagt worden. (vgl. S. 4) Das trifft die israelische Tourismusindustrie in ihrer Substanz. Vor Wochen noch hatte Fremdenverkehrsminister Jitzchak Herzog nach Jahren der Flaute für das Jahr 2006 einen Besucheranstieg auf 2,6 Millionen prognostiziert.

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025