Michel Friedman

»Ich habe mich schon mal wohler gefühlt«

Herr Friedman, drei ihrer früheren Leibwächter
stehen unter dem Verdacht, Nazi-
Verehrer zu sein (vgl. S. 2). Fühlen Sie sich
noch gut geschützt?
friedman: Ich habe mich schon mal wohler
gefühlt. Auch wenn die Polizei eindeutig demokratisch
ist: Solche Sicherheitspannen
dürfen nicht passieren. Rechtsradikale haben
in der Polizei nichts zu suchen.
Sind die Ihnen jetzt zugeteilten Polizeibeamten
noch einmal überprüft worden?
friedman: Ich bin vom hessischen Innenminister
bis heute weder angerufen noch informiert
worden. Kein Wort der Erklärung, kein
Wort der Entschuldigung.
Was war das für ein Gefühl, als Sie von
den rechtsradikalen Neigungen ihrer
einstigen Personenschützer erfahren
haben?
friedman: Große Verärgerung. Es gibt Pannen,
die dürfen nicht passieren. Schon gar
nicht dreimal, nicht in einer Sondereinheit
und schon gar nicht beim Personenschutz.
Wenn diejenigen, die aufpassen sollen, dass
Nazis mir nichts tun, selbst rechtsradikal
sind, wird der Bock zum Gärtner gemacht.
Einige Polizisten wussten offenbar von
den Umtrieben ihrer Kollegen und haben
dennoch geschwiegen. Zeigt sich da ein
gefährlicher Korpsgeist?
friedman: Schweigen, wegschauen, weghören
ist bei der Polizei, in der Familie, im Verein,
im Betrieb, bei Freunden mindestens genauso
bedenklich wie rechtsradikale Gesinnung.
»Wehret den Anfängen« bedeutet: Sich
einmischen, intervenieren, den Konflikt offen
austragen. Wer das nicht tut, gibt den Rechtsradikalen
das gesellschaftliche Umfeld, um
immer unverschämter ihre Hasstiraden loszuwerden.
Zwei von drei Ermittlungsverfahren hat
die Frankfurter Staatsanwaltschaft bereits
wieder eingestellt. Alles halb so
schlimm?
friedman: So schildert es jedenfalls der
Justizsprecher. Ich kann nur vor Bagatellisierung
warnen. Wir fordern bei jedem Jugendlichen
eine harte Bestrafung bei rechtsradikalen
Vorfällen. Das gilt für Polizisten erst
recht.

Mit dem TV-Moderator und Publizisten sprach Christian Böhme.

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025

Waffenruhe

»Wir werden neu anfangen, egal, wie schwer es ist«

Im Gazastreifen feiern die Menschen die Aussicht auf ein Ende des Krieges

 09.10.2025

Perspektive

Wir lassen uns nicht brechen – Am Israel Chai! 

Ein Zwischenruf zum 7. Oktober

von Daniel Neumann  06.10.2025

Berlin

Preis für Zivilcourage für Brandenburger Bürgermeisterin

Christine Herntier wird für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus vom »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgezeichnet

 01.10.2025

Terror

»Das Einfühlungsvermögen für Juden ist aufgebraucht«

Die Berliner Psychologin Marina Chernivsky zieht eine bittere Bilanz nach dem 7. Oktober

von Franziska Hein  30.09.2025