Molekularbiologen

Fortschritt, aber interdisziplinär

von Uwe Westphal

Als Professor Benny Chaim, der Vorsitzende der britisch-israelischen Wissenschaftstagung, vergangene Woche im University College London (UCL) mit seinem Schlusswort vor die 180 versammelten Akademiker aus Israel und Großbritannien trat, konnte er nur ein positives Fazit ziehen. »Wir haben«, sagte er, »mit diesem Symposium bewiesen, wie eng die Mathematik mit den Computerwissenschaften und der Biologie verbunden ist. Die zukünftige Forschung kann nur interdisziplinär sein.«
Veranstalter des zweitägigen Londoner Wissenschafts-Symposiums »Biological Complexity: From Molecules to Systems« (Biologische Komplexität: Von Molekülen zu Systemen) waren das UCL und das israelische Weizmann-Institut. Thematisch im Vordergrund standen die Forschungsergebnisse israelischer und britischer Wissenschaftler in den Bereichen der Zell- und Genomforschung, sowie die neuen Möglichkeiten in den Computerwissenschaften und der biologischen Chemie. Unter den Vortragenden aus Israel waren unter anderem der Immunologe Nir Friedman, der Biochemiker Gideon Schreiber und der Computerwissenschaftler Ehud Schapiro.
Die Spannweite der Themen war ebenso groß wie die Herausforderungen, vor die sich die Wissenschaftler gestellt sahen. So ging es etwa um neue Methoden der Bekämpfung von Krebs oder um Forschungsergebnisse bei der Früherkennung der Folgen globaler Umweltkatastrophen durch die stetige Erwärmung des Klimas. Fast alle in London angetretenen Wissenschaftler betonten die Notwendigkeit der interdisziplinären Forschung.
Sheridan Gould, Direktorin des Weizmann UK Institute, verwies auf die lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen britischen und israelischen Wissenschaftlern. Die Wurzeln dafür lägen, neben der hervorragenden wissenschaftlichen Forschung beider Länder, unter anderem in der Tatsache, dass Chaim Weizmann, promovierter Chemiker, einst selbst an englischen Universitäten lehrte. Seit der Gründung des Weizmann-Instituts 1949 forschten mehrere Generationen von britischen und israelischen Wissenschaftlern in enger Zusammenarbeit auf Weltniveau.
»Gemessen daran«, sagte Benny Chaim, »sind die jüngsten Boykott-Aufrufe gegen israelische Wissenschaftler an britischen Universitäten, so hässlich das auch ist, fast zu vernachlässigen.« Diese aus den politisierten, linksliberalen englischen Universitätsgremien kommenden anti-wissenschaftlichen Angriffe »sind für ernsthaft arbeitende Akademiker völlig irrelevant«, so Chaim.
Bedeutend waren vielmehr die Beschlüsse der Wissenschaftstagung. Es soll in Zukunft zu einem noch intensiveren Austausch von britischen und israelischen Forschungsergebnissen und Akademikern kommen. Nebenbei wird der Studentenaustausch in den Fachbereichen Biologie, Mathematik und Computerwissenschaften noch stärker gefördert, um dem neuen Forschungssektor der »Systems Biology« schneller zum Durchbruch an den Universitäten zu verhelfen.
Dass bei aller wissenschaftlicher Terminologie auf der Londoner Tagung auch der Nichtwissenschaftler eine Botschaft mit nach Hause nehmen konnte, zeigte Professor Yitzhak Pilpel vom Weizmann-Institut. Er hat eine Formel gefunden, wie man (fast) stressfrei leben kann – nämlich indem man sich auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentriere. Und das wäre doch auch schon ein Fortschritt.

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