Hannover

»Ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen«

Nach wie vor ist völlig unklar, was den Bruch der Bleiglasscheibe der Synagoge in Hannover in rund sechs Metern Höhe ausgelöst hat. Michael Fürst, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hannover sowie des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, vermutet, dass eine Person über den Zaun geklettert sei und etwas auf die Scheibe geworfen wurde. Allerdings ist auch er sich nicht hundertprozentig sicher, ob es sich so zutrug.

Fürst sagte dieser Zeitung: »Wenn es tatsächlich ein Anschlag war, wäre das für uns natürlich ein Schock. Es hat weder auf die Synagoge in Hannover noch auf andere jüdische Einrichtungen in Niedersachsen seit dem Zweiten Weltkrieg Anschläge gegeben. Dies wäre also der erste Vorfall seiner Art.«

ZAUN Der Vorsitzende betonte, die Jüdische Gemeinde arbeite seit Langem eng mit der Polizei und den niedersächsischen Sicherheitsbehörden zusammen. Polizisten hätten am gestrigen Jom Kippur durchaus Präsenz gezeigt, allerdings auf der anderen Seite des Gebäudes – »dort, wo Menschen ein- und ausgingen«, so Fürst.

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Der rückwärtige Bereich der Synagoge, wo sich das betroffene Fenster befinde, sei durch einen Zaun geschützt, der aber relativ einfach zu überwinden sei. An dieser Stelle befänden sich, so Fürst weiter, momentan noch keine Überwachungskameras. Es sei aber seit Längerem geplant, das Gebäude besser zu sichern und auch einen höheren Zaun anzubringen. Die entsprechenden Bauarbeiten würden aber erst in Kürze beginnen.

Rund 150 bis 200 Beter befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls, der sich gegen 19 Uhr am Mittwochabend ereignete, in der Synagoge. Als die Scheibe zerbarst und im Betsaal ein gut hörbares Klirren vernehmbar war, dachten viele unweigerlich an einen Terroranschlag. An Jom Kippur vor drei Jahren hatte ein Attentäter in Halle versucht, in die dortige Synagoge einzudringen. Als ihm das misslang, erschoss er zwei Menschen unweit des Gotteshauses.

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Der Zentralrat der Juden in Deutschland teilte am Donnerstag via Twitter mit: »Erneut gab es einen Gewaltakt gegen Juden am höchsten jüdischen Feiertag. [...] Es kommen schlechte Erinnerungen an Halle hoch.«

Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD), sagte in einer Erklärung: »Es ist schockierend und traurig zugleich, wie trotz Sicherheitsvorkehrungen immer unverhohlener und hemmungsloser jüdisches Leben mitten in Deutschland angegriffen wird. Ausgerechnet an Jom Kippur, dem jüdischen Versöhnungsfest, wird mit einem Stein auf ein Gotteshaus und Betende geworfen.« Auch wenn man noch nichts Genaues über das Tatmotiv oder den Täter wisse, flöge »sicher nicht zufällig ein Stein durch das Fenster einer Synagoge«, so die Rabbiner.

ERMITTLUNGEN Auch Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen) twitterte: »Antisemitismus ist brutale Realität: An Jom Kippur, genau 3 Jahre nach Halle hat es einen Angriff auf unsere Synagoge gegeben. Ich bin entsetzt, wütend und traurig. Hannover steht an der Seite unserer jüdischen Mitmenschen. Gegen den Hass!«

Allerdings hat die Polizei momentan noch keine Indizien, dass es sich tatsächlich um einen Anschlag gehandelt hat. Auch der Gegenstand, der den Bruch der Scheibe zur Folge hatte, wurde bislang nicht gefunden. Michael Fürst sprach von einem »faustgroßen Loch«, das entstanden sei. Die zuständige Polizeidirektion Hannover teilte der Jüdischen Allgemeinen auf Nachfrage mit, man ermittle »mit Hochdruck in alle Richtungen«. Sobald es Erkenntnisse gebe, werde man die Öffentlichkeit informieren.

Die Möglichkeit, dass es sich nicht um einen vorsätzlichen Angriff auf das Gotteshaus handele und zum Beispiel ein Vogel in die Scheibe geflogen sei, könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ausschließen, so eine Polizeisprecherin.

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