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Spender

Erhellende Erkenntnis

von Eliezer Segal

Wohltätigkeitsorganisationen müssen sich oft mit der Frage auseinandersetzen, ob das Geld, das zur Finanzierung eines bestimmten Projekts oder Anliegens gespendet wurde, in der Folge für einen anderen Zweck ausgegeben wird. Zahlreiche Fälle dieser Art werden im Talmud diskutiert. Bei einigen Beispielen, die in diesen Diskussionen angeführt werden, handelt es sich um die Schenkung von Lampen und Kerzen an Synagogen.
Manchmal waren die Spender Heiden, und die Weisen überlegten, ob ein Nichtjude im Fall einer Zweckentfremdung seines Geschenks durch die Synagogenverwaltung heftiger protestieren würde als ein Jude. Ein Araber namens Shaarak wird als Spender einer Lampe an die von Raw Juda geleitete Synagoge in Babylonien genannt.
Wenn man darüber nachdenkt, ist es im wahrsten Sinne des Wortes einleuchtend, daß Lampen für Synagogen zu den beliebtesten Geschenken zählten. Bis zur Entdeckung der elektrischen Glühbirne war die Öllampe die einzige Möglichkeit, das Innere eines Gebäudes zu erhellen. Und irgendjemand mußte die Rechnung für diesen unentbehrlichen Dienst an der Gemeinde begleichen. Vermutlich waren es Erwägungen dieser Art, die die jüdische Königin Helene von Adiabene veranlaßten, dem Tempel in Jerusalem einen Kronleuchter zu vermachen. Im gleichen Geist schrieben die Weisen von Talmud und Midrasch Debora die Herstellung von Dochten für das Heiligtum von Schilo zu. Dieses Detail leiteten sie aus der Stelle in der Bibel ab, wo es heißt, Debora sei die Frau von Lapidot gewesen.
Zu den in der Synagoge rezitierten Segenssprüchen (Mi Scheberach) für Wohltäter der Gemeinde gehören mehrere Formeln, in denen speziell Stifter von Lam-
pen und Öl genannt werden.
Die Dokumente der Kairoer Geniza enthalten eine Fülle von Details über die Beleuchtung mittelalterlicher ägyptischer Synagogen – inklusive monatlicher Ab-
rechnungen der Kosten für Oliven- und Leinöl. Daneben gibt es Verweise auf zahlreiche Arten von Lampen, Kronleuchtern und Geräten unterschiedlichster Form und aus allen möglichen Materialien. Ein Bericht von Solomon ben Elijah hält fest: »Am Abend des Neuen Jahres nahm ich sieben Dirhems vom Geld der Ehefrau von Farah, die mir der Nagid anvertraut hatte, um für zehn Pfund Olivenöl für die Synagoge der Palästinenser zu kaufen.«
Ein Responsum von Rabbi Nissim von Gerona beschäftigte sich mit der Verteilung einer Spende an die karitativen Fonds, die es in Perpignan gab: für das Torastudium, für die Kranken, für die Armen – und für die Beleuchtung. Darin spiegelt sich die typische Situation in mittelalterlichen spanischen Gemeinden, wo ein freiwilliger Maor- (Beleuchtungs-) Verein sich verpflichtete, dafür zu sorgen, daß immer genügend Öl und andere notwendige Dinge für die Beleuchtung der Synagoge und des Studienraums zur Verfügung standen. Der Grund, weshalb diese Funktion einer Freiwilligenvereinigung übertragen wurde, kann einem Responsum des Rabbi Ascher ben Jehiel entnommen werden. Er mußte in einem Fall entscheiden, in dem die Mitglieder einer Gemeinde sich weigerten, ihren Anteil an den Kosten für die Synagogenbeleuchtung zu zahlen, weil sie, so ihr Argument, keinen persönlichen Vorteil davon hätten.
Die Obliegenheit, Öl für die Synagoge bereitzuhalten, geriet in den Rang einer vollwertigen religiösen Pflicht. Dies geht auf dramatische Weise aus den Akten der spanischen Inquisition hervor. Gegen Juden, die während der Verfolgungen des Jahres 1391 unter Zwang das Christentum angenommen hatten, ermittelte die Inquisition in der Folgezeit wegen einer eventuellen Rückkehr zu ihrer alten Religion und zum mosaischen Gesetz. Solange noch nicht konvertierte Gemeinden in Spanien bestanden – das heißt vor dem Vertreibungsedikt von 1492 – konnten diese Conversos den Kontakt mit den jüdischen Gemeinden in ihrer Nähe aufrechterhalten. Neben der Anschuldigung, die jüdischen Feiertage, Essensvorschriften und so fort einzuhalten, wird in dutzenden Fällen der Inquisition das Verbrechen erwähnt, an Synagogen Öl gespendet zu haben. Da die jüdischen Gemeinden in dieser Zeit meistens völlig verarmt waren, wandten sie sich um Hilfe oft an Freunde und Verwandte, die unter Zwang zum Christentum übergetreten waren. Almoseneintreiber, die im Namen von Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen unterwegs waren, klopften routinemäßig bei den Conversos an die Tür – worüber sich die kirchlichen Behörden nicht wenig ärgerten. Es gibt Hinweise, daß die Conversos von Ciudad Real einen richtigen Maor-Verein am Leben erhielten, der Geld eintrieb, um Öl für die Synagogen bereitzustellen.
Im Normalfall kamen die Schenkungen in Form von Bargeld oder Krügen von Öl. Bisweilen aber spendeten die Leute Wein, der für die Beschaffung von Öl verkauft werden konnte. Dies ruft eine Anmerkung des Maimonides in Erinnerung. Die besagt, daß jemand den größten Teil seiner Weisheit durch das Studium bei Nacht gewinnt. Profiat Duran zitierte einen weisen Mann, der behauptete, der Hauptgrund für seine ausgezeichneten intellektuellen Leistungen sei, daß er mehr für Öl ausgebe, als die anderen an Wein verschwendeten.
Einige der Spender unter den spanischen Conversos zogen es vor, die gute Tat direkt vor Ort zu vollbringen. Sie besuchten persönlich die Synagoge, um die Lampen zu reinigen, die Dochte zu beschneiden und das Öl hineinzugießen. Offenbar schrieben die Conversos, insbesondere die Frauen, dieser Praxis des Ölspendens besondere Bedeutung zu. Laut einer Inquisitions-Akte bezeugte Elvira Ruiz aus Escalona, ihre Mutter habe ihr strenge An-
weisungen über die Wichtigkeit des Ölspendens hinterlassen. In einem Fall wurde das Öl gespendet – gleichzeitig mit einer Spende an die Kirche –, als der Sohn einer Frau von einer Krankheit befallen wurde. Ganz ähnlich ist in einer Abschrift festgehalten, wie der Geldbeschaffer einer Synagoge die Conversa Maria Alvarez am Tag vor Jom Kippur ansprach, um sie um Öl zu bitten. Auch in anderen Fällen taucht diese besondere Verbindung mit Jom Kippur auf.
Daß es um Jom Kippur vermehrt zu solchen Vorfällen kam, steht im Einklang mit den Behauptungen mehrerer Angeklagter, daß sie Öl spendeten, um ihre Seelen zu retten und Verzeihung für ihre Sünden zu erhalten.
Während der Preis von Öl und anderen notwendigen Dingen immer weiter steigt und unsere Synagogen belasten, ist es vielleicht an der Zeit für eine Wiederbelebung der alten Maor-Vereinigungen in unseren Gemeinden, um diese drückenden Kosten auf viele Schultern zu verteilen. Wie die Geschichte uns lehrt, ist ein Engagement in dieser Sache nicht nur eine Möglichkeit, sich eine physikalische Energiequelle zu sichern, sondern auch ein mächtiger Ausdruck spiritueller Erleuchtung.

Der Autor ist Dozent für Jüdische Studien an der Universität von Calgary/Kanada.

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