Antirassismuskonferenz

»Ein Tribunal gegen Israel«

Frau Amirsedghi, im Jahr 2001 fand im südafrikanischen Durban die UNO-Antirassismuskonferenz statt. 2009 soll es eine Nachfolgekonferenz in Genf geben, genannt »Durban 2«. Sie protestieren dagegen. Warum?
amirsedghi: Ich befürchte eine Wiederholung der ersten Konferenz. Dort sollten eigentlich Sklaverei und Kolonialismus als Verbrechen anerkannt werden, doch es wurde zu einem Tribunal gegen Israel und die Demokratie. Zu den Akteuren gehörten islamische und kommunistische Diktaturen, die Israel als rassistischen Staat anprangerten. Das Beschämende ist, dass viele europäische Politiker nicht dagegen protestiert haben. Und die Präsidentschaft der Konferenz in Genf haben Iran und Syrien. Absurd!

Was wollen Sie tun?
amirsedghi: Im Juni bin ich auf den Essay »Boycott Durban 2!« des französischen Philosophen Pascal Bruckner aufmerksam geworden. Dabei kam ich auf die Idee, in Anlehnung an seinen Aufruf mit zwei Kollegen eine Unterschriftenaktion zu organisieren. Nun wollen wir mit mehr als 30 Journalisten, Publizisten, Wissenschaftlern und Künstlern aus Eu- ropa, den USA und dem Nahen Osten an die Öffentlichkeit gehen.

Wann wird das sein?
amirsedghi: Am 1. August starten wir die Aktion mit einem Internetauftritt (http://boycottdurban2.wordpress.com), um bis Februar 2009 weitere Unterschriften zu sammeln. Mitte Februar soll dann dieser Appell, vor der Konferenz im April, der Bundesregierung und Regierungen anderer EU-Mitgliedstaaten übergeben werden.

Wer gehört zu den Erstunterzeichnern?
amirsedghi: Etwa der schwedische Autor Lars Gustafsson, die Historiker Jeffrey Herf und Benny Morris, der portugiesische Europaabgeordnete Paulo Casaca, die Schriftsteller Peter Schneider und Ralph Giordano, die Rechtsanwältin Seyran Ates, die Soziologin Necla Kelek – und Pascal Bruckner.

Was erhoffen Sie sich von dem Appell?
amirsedghi: Es ist sicher illusorisch zu glauben, dass Politiker durch solche Appelle umzustimmen sind. Dann hätten sie schon auf die Kritik an der ersten Durban-Konferenz reagieren müssen. Meine Hoffnung ist eher, die Zivilgesellschaft aufmerksam zu machen. Andererseits wollen wir den Politikern zeigen, dass wir ihr faules Schweigen nicht hinnehmen.

Mit der Philologin und Filmwissenschaftlerin sprach Ingo Way.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025