Karatekids

Ein Ossu für den 8. Kyu

von Tim Schauen

»Ossu!« Sieben junge Karatekämpfer stehen in einer Reihe nebeneinander, verbeugen sich zu den beiden Frauen vor ihnen, begrüßen mit dem japanischen Ruf ihre Trainerin und die Vertreterin des Karateverbands. »Ossu!«, antworten auch die Frauen. Es ist Prüfungstag.
Die Acht- und Neunjährigen wollen heute den 8. Kyu, den Gelben Gürtel, erlangen. Zweimal in der Woche trainiert die Karategruppe des TuS Makkabi – mit 325 Mitgliedern der größte jüdische Sportverein in Deutschland – in der Turnhalle des Jüdischen Wohlfahrtszentrums in der Kölner Ottostraße. Trainerin und Prüferin sitzen auf Holzkisten an der einen Seite. An der Stirnwand der Halle hocken Eltern und Geschwister der Karatekids auf Turnhallenbänken und halten Kameras bereit.
Die Prüflinge stehen barfuß in Karategi, den weißen Karatekitteln, in der Mitte der Halle und lauschen der ruhigen Stimme der Prüferin. Sie bittet die ersten drei, sich versetzt aufzustellen, damit sie alle gut sehen kann. Alexander, Edgar, Jonathan fangen an. Sie gehen in die dritte Klasse und treiben den Sport seit gut drei Jahren.
Ruhig und sachlich, beinahe spielerisch leitet die Prüferin die Karateka durch das Prüfungsprogramm, schaut genau auf Schrittfolgen, Haltung der Arme und Körperspannung. Der Ablauf der Prüfung und die geforderten Techniken sind vorgeschrieben. Wenn mal einer einen Fehler macht, unterbricht die Prüferin, fragt, ob er selber etwas bemerkt hat, läßt die Übung dann wiederholen, lobt.
Jonathan legt den Oberkörper zurück, steht auf einem Fuß, mit dem anderen tritt er ein Luftloch in Kopfhöhe, seine zu Fäusten geballten Hände liegen eng am Körper oberhalb der Hüfte. Jonathan brüllt »Haaah« und stellt sich wieder auf beide Beine, verharrt kerzengerade, dann entspannt sich sein Körper wieder.
Beim Shuke, einem Handkantenschlag, verwechselt Jonathan oben und unten, merkt es selber, darf die Übung wiederholen. Die Prüferin ist zufrieden. Die nächsten vier zeigen das gleiche Programm.
Anschließend zeigen die Jungs in Zweiergruppen Kata, einen stilisierten Zweikampf. Jede Übung beginnt und endet mit dem respektvollen Verbeugen der »Gegner«. Nach knapp 45 Minuten ist alles überstanden. Aus den ruhigen konzentrierten Karateka werden wieder kleine Jungs, die kichernd durcheinanderwuseln. Die Trainerin ruft die Gruppe zu sich, in einer Reihe stellen sich die verschwitzten Jungs auf.
Die Prüferin lobt ihre Disziplin, die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, die eigenen Fehler zu bemerken. »Alle haben bestanden«, sagt sie und schickt die Jungs zum Umkleiden. Trainerin Julia Ripeanu, 24, guckt den davonstiebenden Jungen hinterher: »In dieser Altersklasse fällt niemand durch. Die Prüfungen sollen Bestätigung sein und Ansporn.« Der Spaß stehe im Vordergrund, das Kennenlernen des eigenen Körpers. Die jungen Karateschüler sollen ein Gefühl für ihren Körper im Raum bekommen. Wettkampf komme erst später. Den kennt Trainerin Ripeanu selbst gut, sie war zehn Jahre aktive Leistungssportlerin und trägt den Schwarzen Gürtel im 1. Dan.
Seit sechs Jahren trainiert sie bei Makkabi Köln. »Karate dient der Kompetenzförderung, die Jungs lernen dabei früh, Verantwortung für sich und andere zu überneh- men. Ihr Selbstvertrauen wächst und die Fähigkeit, Konflikte verbal zu lösen. Hier ist kein Platz für Jackie Chan!«
Ruckzuck sind die Karateka umgezogen, haben ihre Karategi, gegen Hose, T-Shirt und Pullover getauscht, gehen in Jacken und dicken Turnschuhen zum Aus- gang der Halle, wo stolze Eltern und Geschwister warten. Jonathan dreht sich noch einmal um und ruft: »Und wann bekommen wir die Gürtel?«

Berlin

Frei informiert die Fraktionschefs über Lage in Nahost

Die Bundesregierung ist nach dem US-Angriff auf den Iran im Krisenmodus. Am Vormittag findet ein Informationsgespräch im Kanzleramt statt, an dem auch die rechtsextremistische AfD teilnimmt

 23.06.2025

Iran-Krieg

Steinmeier sieht noch Chancen für Diplomatie

Für Diplomatie ist im nahen Osten derzeit kein Raum. Das muss aus Sicht von Bundespräsident Steinmeier aber nicht so bleiben

 18.06.2025

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025