Daniel Hope

»Die Menschen aufrütteln«

Herr Hope, Sie haben ein Benefizkonzert mit viel Prominenz initiiert, das am 9. November an den 70. Jahrestag der Pogromnacht erinnern soll. Wie kommt ein Stargeiger auf eine solche Idee?
hope: Das war Zufall. Ich habe gegen fünf Uhr morgens auf dem Flughafen in Singapur ein Buch des britischen Historikers Martin Gilbert über die »Reichskristallnacht« gelesen. Und das hat meine Meinung über dieses Ereignis komplett verändert.

Inwiefern?
hope: Ich wusste zwar, was am 9. November 1938 passiert war. Aber ich hatte keine Ahnung über die Ausmaße des Geschehens. Dass zum Beispiel 30.000 Menschen verhaftet und schon damals in Konzentrationslager verschleppt wurden. Es war mir ebenfalls nicht klar, dass so viel internationale Presse in Deutschland vertreten war und darüber berichtete. Das war für mich ein Schock.

Ihr Konzert steht unter dem Motto: »Tu was!« Das klingt weniger nach Vergangenheit als nach Gegenwart.
hope: »Tu was!« bedeutet, nicht wegzuschauen, wenn etwas passiert. Damals haben die Menschen einfach weggeschaut oder nicht richtig wahrgenommen, was mit ihren Mitmenschen und in ihrer Umgebung geschah. »Tu was!« soll die Menschen zum Nachdenken über sich selbst anregen, sie aufrütteln.

Sie haben sich die Halle des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof ausgesucht. Warum?
hope: Die Abflughalle ist ein großartiger Ort. Auf der einen Seite symbolisiert der Nazi-Bau die Schattenseiten der Vergangenheit. Auf der anderen Seite steht Tempelhof dank der Luftbrücke für Menschlichkeit und Zukunft. Hier wurde Zivilcourage gezeigt.

Klassik, Pop und Literatur: Ihr Konzert fällt schon ein wenig aus dem Rahmen.
hope: Wir versuchen, mit »Tu was!« das Gedenken etwas moderner zu gestalten. Deshalb auch die verschiedenen Künstler. Da trifft zum Beispiel der Bariton Thomas Quasthoff auf den Popsänger Patrice oder die Band Polarkreis 18.

Passt das zum 9. November?
hope: Warum nicht? Unser Abend soll keine Schicki-Micki-Veranstaltung werden. Den Reinerlös spenden wir der »Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau«, ein Begegnungsort für Menschen unterschiedlicher Kulturen.

Mit dem Geiger sprach Katrin Richter.

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025