Archäologie

Des Königs alte Kleider

Blick in biblische Zeiten: 3000 Jahre altes Stoff-Fragment Foto: Dafna Gazit (Israel. Antiquitätenbehörde)

Archäologie

Des Königs alte Kleider

Purpurfarbene Stoffreste aus der frühen Eisenzeit in Timna entdeckt

von Sabine Brandes  29.01.2021 14:11 Uhr

Einen ungewöhnlichen und farbenfrohen Fund machten israelische Archäologen kürzlich im Timna-Park.

Zum ersten Mal in Israel und der gesamten Region fanden sie gewebte Stoff-Fragmente aus der Zeit der Könige David und Salomon – 3000 Jahre alt und in königlichem Purpur gefärbt. Die legendären biblischen Monarchen könnten in diesen Gewändern durch das Heilige Land gewandelt sein.

PURPUREXTRAKT Schon in der Bibel wird das Färben mit Purpurextrakt erwähnt. Tatsächlich wurden in Israel bereits früher Indizien dafür in Form von Gefäßen mit Farbresten und Schneckenschalen gefunden. Doch mit dem jüngsten Fund, insgesamt drei Stoffreste, wurde der Beweis aufgetan, dass tatsächlich schon in der frühen Eisenzeit Stoffe in diesem besonderen Lila-Ton eingefärbt wurden.

Timna ist eine Stätte im Süden des Landes, in der im Altertum Kupfer produziert wurde. Unter Experten wird sie als »antikes Hightech-Tal« bezeichnet.

Die jetzige Forschungsserie wurde von Naama Sukenik von der Israelischen Antikenbehörde (IAA) in Zusammenarbeit mit Professor Erez Ben-Yosef von der Tel-Aviv-Universität sowie Professor Zohar Amar, David Iluz und Alexander Varvak von der Bar-Ilan-Universität betreut. Veröffentlicht wurde sie in der prestigeträchtigen Fachzeitschrift »PLOS ONE« der Public Library of Science.

»Wir konnten kaum glauben, dass wir das wahre Purpur aus antiker Zeit gefunden haben.«

Professor Erez Ben-Yosef (Tel Aviv Universität)

Das Team forsche bereits seit acht Jahren in der Stätte, denn durch die einstige Kupferproduktion existieren hier große Mengen von »industriellem Abfall« aus alter Zeit. In einem dieser Hügel fanden die Archäologen drei Stücke eines alten Gewebes. »Die Farbe hat sofort unsere Aufmerksamkeit erregt«, berichtet Ben-Yosef. »Wir konnten kaum glauben, dass wir das wahre Purpur aus antiker Zeit gefunden haben.«

BLICK »Das extrem trockene Klima in dieser Wüstenregion konserviert organische Materialien wie Textil, Kordel und Leder aus der Eisenzeit«, so der Wissenschaftler. »Und dadurch erhalten wir einen außergewöhnlichen Blick in biblische Zeiten.«

Die Radiokarbon-Datierung zeigt, dass die Artefakte etwa aus dem Jahr 1000 v.d.Z. stammen. Damals regierten laut Bibel die Königshäuser von David und Salomon in der Region. Die begehrte purpurne Farbe stammt von der Purpurschnecke, die im Mittelmeer lebt, 300 Kilometer weiter nördlich.

Die Wissenschaftler rekonstruierten sogar den Färbeprozess, um Gewissheit zu erhalten, und fanden heraus, dass die Farbstoffe von drei Schneckenarten stammen: der rotmundigen Steinschnecke (Stramonita haemastoma), der stumpfen Stachelschnecke (Bolinus brandaris) und der Herkuleskeule (Hexaplex trunculus). Je nachdem, wie sehr sie nach dem Färben dem Licht ausgesetzt wurden, erlangten die Stoffe einen Purpurton (Argaman) oder eine hellblaue Färbung (auf Hebräisch Tchelet), so die IAA. »Beide Farben haben im Juden- und Christentum besondere Bedeutung.«

ENTDECKUNG »Es ist eine aufregende und wichtige Entdeckung«, freut sich Sukenik, Kuratorin für organische Funde bei der IAA. »Es ist das erste Stück Textil, das jemals aus der Zeit Davids und Salomons gefunden wurde. In antiker Zeit wurde purpurfarbenes Gewand mit dem Adel, Priestern und natürlich Königen verbunden.«

Der Rohstoff wird in winzigen Mengen gewonnen und sei damals unbeschreiblich teuer gewesen, wertvoller als Gold. Noch heute gilt er als das teuerste natürliche Rohmaterial zum Färben von Stoffen. »Dafür«, so die Expertin, »wird der wunderschöne Lila-Ton auch niemals verblassen.«

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025