Purim

Der gute Haman

Hamantaschen sind eine besondere Spezialität zu Purim. Foto: Marco Limberg

Purim! Die Megillat Esther ist ausgerollt, Menschen sind verkleidet, Getränke und Hamantaschen stehen bereit, Geschenke werden an die Familienmitglieder, Nachbarn und sogar Fremde verteilt. Eine Feier ist angesagt, und an dem Tag spielt Maßhalten keine Rolle. Ganz im Gegenteil: Man darf so viel trinken, bis man zwischen dem gerechten Mordechai und dem bösen Haman nicht mehr unterscheiden kann.

Während Channuka ein mehr auf die Seele hin orientiertes Fest ist, hat Purim direkt mit dem Körper zu tun. An Chanukka wurde die Seele des Judentums gerettet. An Purim der Körper. Aber auch Purim bietet sehr viele intellektuelle und spirituelle Gedanken. Zum Beispiel die Tatsache, dass Mordechai und Esther beide dem Hause Saul angehörten – dem eifrigsten und gefährlichsten Feind Davids, seiner Dynastie und des regierenden Stammes Juda. In der Megillat Esther wird Mordechai trotzdem »Isch Jehudi« – »Mann von Juda« genannt. Und noch eine Überraschung: Mordechai riskiert sein eigenes Leben und das Leben seines gesamten Volkes, weil er seiner Religion treu bleiben will. Trotzdem befiehlt er Esther, ihre jüdische Identität zu verbergen und davon niemandem zu erzählen.

Vielleicht ist die Geschichte von Purim eine Aufforderung, uns von unseren Klischees zu befreien. Zum Beispiel dem, dass die Angehörigen der Dynastie von Juda und David die einzigen treuen Helden des Judentums seien, oder dass Menschen automatisch nach ihrer Herkunft in Gruppen eingeordnet werden können. Die Purimgeschichte enthält zudem eine Mahnung, mit Begriffen wie Treue und Verrat oder Held und Versager viel vorsichtiger umzugehen. Denn wenn wir denken, dass uns endlich klar ist, auf welcher Seite das Gute liegt und auf welcher das Böse, wendet sich die Geschichte ganz plötzlich.

Purim lehrt uns, dass es nur einen Gott gibt und dass in Gott alle Eigenschaften zusammenkommen. Alle Gegensätze treffen sich in Gott und werden miteinander vereinigt. So steht geschrieben, dass für Gott das Licht und die Finsternis identisch sind (Psalm, 139,12). Prophet Esaja beschreibt Gott als Stifter des Friedens und Schöpfer des Kriegs (45,7). Im Talmud ist zu lesen, dass manche der bedeutendsten Rabbiner direkt vom bösen Haman abstammen (Sanhedrin, 96b). Vielleicht verkleiden wir uns deshalb auch an Purim: Um Gott, uns selbst und andere Menschen von unbekannter Seite kennenzulernen. Und uns von Gott immer aufs Neue überraschen zu lassen.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025