Ralph Giordano

»Das ist das falsche Zeichen«

»Das ist das
falsche Zeichen«

Ralph Giordano über seinen Protest gegen eine Großmoschee in Köln

Herr Giordano, in Köln soll eine Moschee mit zwei 55 Meter hohen Minaretten entstehen. Oberbürgermeister und Stadträte sind dafür, Sie dagegen. Warum?
giordano: Ich habe protestiert, weil der Bau ein falsches Signal ist. Er täuscht etwas vor, was nicht existiert: die Integration der Muslime. Meine Kritik stößt auf eine große Resonanz in der Bevölkerung. Immer wieder höre ich: Wir sind ihrer Meinung, nur wagen wir es nicht, dies auszusprechen. Wir fürchten, in die rechte Ecke gestellt zu werden oder von muslimischer Seite bedroht zu werden. Das ist eine sehr schlimme Situation.

Sind Sie prinzipiell gegen den Bau von Großmoscheen in Deutschland oder nur in diesem speziellen Kölner Fall?
giordano: Es ist eine generelle Aussage. Ich bin kein »Türkenschreck« und rufe nicht zum Bürgerkrieg auf, sondern fühle mich dem fortschrittlichen Teil der muslimischen Gemeinschaft eng verbunden. Aber ich warne vor starken Kräften innerhalb dieser Minderheit, die den liberalen Rahmen und die Toleranz der westlichen Verfassung nutzen, um ihre totalitären Vorstellungen von Staat und Gesellschaft zumindest in ihren Enklaven durchzusetzen.

Befürchten Sie nicht, missverstanden oder vereinnahmt zu werden?
giordano: »Pro Köln«, die lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus, hat es versucht. Wer mich als Überlebenden des Holocaust vor den Karren dieser braunen Organisation sperren will, der richtet sich selber. Denen, die behaupten, ich stünde an der Seite dieser Gruppe, sei gesagt, dass »Pro Köln« Strafanzeige gegen mich gestellt hat, weil ich öffentlich sagte: Sie würden mich, wenn sie könnten wie sie wollten, in eine Gaskammer stecken. Ich werde doch den Braunen nicht das Gesetz des Handelns überlassen, nur weil sie auch gegen den Bau der Moschee sind.

Sie kritisieren, dass die Bevölkerung nicht gefragt wird, ob sie mit dem Bau einverstanden ist. Was wäre zum Beispiel in München oder Dresden über die Synagogen-Neubauten gesagt worden?
giordano: Ich weiß nicht, was dabei herausgekommen wäre. Nur stelle ich die Frage nicht in diesem Zusammenhang. Es gibt eine 1000-jährige christlich-jüdische Tradition. Das kann man von der islamischen Kultur nicht sagen. Ich beharre auf dem Unterschied, ob hier Kirchen und Synagogen oder Moscheen errichtet werden. Alles in allem: Ich habe eine Diskussion angestoßen, die längst überfällig ist.

Mit dem Schriftsteller sprach
Detlef David Kauschke.

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025