Riten

Barfuß zur Synagoge

Barfuß zur Synagoge

Ein venezianisches Frühwerk über
jüdische Riten

In der wechselvollen Geschichte des christlich-jüdischen Gesprächs markierte ein 1638 in Venedig veröffentlichtes Buch eine neue Stufe. Rabbiner Leon Modena (1571-1648) war der erste Jude, der eine Beschreibung jüdischer Riten und Sitten anfertigte, die ausdrücklich für Nichtjuden bestimmt und deshalb auf Italienisch verfasst war. Modena war ein Aufklärer, der bei Christen Vorurteile abbauen wollte, von denen viele bis heute noch in den Köpfen spuken. Aber auch religiös gebildete Juden können aus dem Buch des venezianischen Rabbiners manches Unbekannte erfahren. Wer kennt in unseren Tagen etwa den Brauch (Minhag), bei einer Hochzeit als Zeichen der Freude Wein auf den Boden zu gießen? Oder die Sitte, auf den Sarg eines Rabbiners viele Bücher aufzutürmen? Auch die Tradition, am Jom Kippur barfuß zur Synagoge zu gehen, ist nicht mehr aktuell.
Leon Modena war ein hochbegabter Mann. Aber er war auch spielsüchtig, es plagten ihn ständig Geldsorgen. Der deutsche Historiker Heinrich Graetz hat ihm deshalb unterstellt, er habe Jüdische Riten, Sitten und Gebräuche nur aus Gewinnsucht geschrieben und veröffentlicht. Hingegen sah der Theologe Abraham Geiger in Modena einen Vorboten des Reformjudentums. Mag sein: Die Titelseite der Ausgabe von 1638 (!) zeigt den Autor mit langem Bart, aber ohne Kopfbedeckung (siehe Bild).
Rafael Arnold hat Modenas Buch übersetzt, eine sehr informative Einleitung über den Autor und sein Werk geschrieben und den Text kommentiert. Die angefügte Literaturliste ermöglicht interessierten Lesern eine Vertiefung in Spezialfra- gen. Leider unterlaufen Arnold in seinem Kommentar jedoch etliche Flüchtigkeitsfehler. Wo Modena von »Malkes« (Schläge) spricht, erläutert Arnold »Malchut« (Königsherrschaft). Auch lässt er fragwürdige Feststellungen von Modena unkommentiert. So schreibt der etwa, dass die Juden »den Pentateuch in 48 oder vielmehr 52 Abschnitte eingeteilt haben, von denen sie jede Woche einen lesen.« Es sind, wie jeder weiß, der regelmäßig an Schabbat zur Synagoge geht, deren 54!
Dennoch: Dieses Buch verdient Beachtung, nicht nur als historisches Kuriosum, sondern auch, weil es wichtige Entwicklungen im jüdischen religiösen Leben seit dem Barock deutlich macht. Yitzhak Ahren

leon modena: jüdische riten, sitten und gebräuche
Marix, Wiesbaden 2007, 224 S., 18 €

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025