Antisemitismus

Bei Gefahr 0800 880280

Antisemitismus: Hotline geschaltet

von Christine Schmitt  25.02.2010 00:00 Uhr

Hakenkreuz-Schmiereien Foto: Marko Priske

Antisemitismus: Hotline geschaltet

von Christine Schmitt  25.02.2010 00:00 Uhr

Die Polizeipressestelle meldete den Vorfall am Dienstag vergangener Woche unter der Überschrift »Familie antisemitisch beleidigt«. Danach hatte ein Familienvater am Abend zuvor angezeigt, dass mehrere Jugendliche und Kinder mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund die Fenster seiner Wohnung mit Schneebällen beworfen hatten. Seine gesamte Familie werde seit einiger Zeit wegen ihres jüdischen Glaubens schikaniert und beleidigt. Die Kinder und Jugendlichen, die auch schon mit Steinen geworfen haben sollen, stammen aus der Wohnumgebung oder der Schule der beschimpften Kinder. Die Polizei ermittle nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Einen Tag nach Bekanntwerden dieser Meldung beschäftigte sich die Repräsantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit dem Vorfall. Es wurde zu einer allgemeinen Aussprache über das Vorgehen gegen Antisemitismus.

Prävention Der Antisemitismusbeauftragte der Gemeinde, Levi Salomon, sagte, dass er mit der im Bezirk Charlottenburg lebenden Familie, die sich öffentlich nicht äußern möchte, in Kontakt stehe. Auf die Frage, was nun zu tun sei, gebe es keine einfache Antwort. Der betroffenen Familie wolle er so gut es geht helfen. Ansonsten würde er sich wünschen, auch direkt an die Familien der jungen Täter heranzukommen. Neben den klassischen Präventionsmaßnahmen müssten die Eltern »in Haft genommen werden«, sagt Levinson. Er müsse deutlich gesagt werden, dass »wir in dieser Gesellschaft so ein Verhalten nicht tolerieren«.

Die Gemeindevorsitzende Lala Süsskind berichtete, sie bemühe sich bereits seit zwei Jahren mit palästinensischen Organisationen Kontakt aufzunehmen. Allerdings ohne Erfolg. Rabbinerin Gesa Ederberg, die sich im christlich-jüdisch-muslimischen Trialog engagiert, meint, dass man die Jugendlichen eher erreicht, indem man im Ethikunterricht die Gemeinsamkeiten der Religionen zum Thema macht, statt immer mit dem Antisemitismusvorwurf zu kommen.

Strategie »Es sollte strategisch vorgebaut werden«, gab Sergej Lagodinsky, Präsidiumsmitglied der RV, zu bedenken. »Wir brauchen eine breitangelegte Strategie, die auf die Frage eingeht, wohin wir uns bewegen wollen.« Das Zusammenleben der Mitglieder der Jüdischen Gemeinde soll in Zusammenarbeit mit anderen größeren Minderheiten in Berlin gestaltet werden. »Im Sinne von zusammen, nicht mit Abgrenzung.« Die Gemeinde dürfe keine Festung werden. Es gebe zwar nicht genug, aber immerhin einige erfolgreiche Projekte, in denen das Problem angepackt werde, sagt Lagodinsky.

Die Öffentlichkeit müsse mehr sensibilisiert werden, meinte Salomon. »Wir arbeiten auf dieser Ebene mit der Regierung und unterschiedlichen Initiativen zusammen.« Dazu haben die Gemeinde auch ein jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) gegründet, das die Ziele durch Bildungs-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit verfolge, durch Vortragsreihen, Konferenzen und Publikationen. Ferne strebe das Forum ein Bündnis mit anderen Institutionen und Gruppierungen an, deren Ziel es ist, antidemokratische und antisemitische Tendenzen zu bekämpfen. Zudem hat die Gemeinde für Betroffene eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet.

Sie hat die Rufnummer: 0800/ 880280

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024