Talmudisches

»Wenn jemand ein Menschenleben rettet ...«

Wie Benjamin HaZaddik der armen Witwe half

von Rabbiner Avraham Radbil  13.06.2017 12:04 Uhr

Die Aufgabe Benjamin HaZaddiks bestand darin, die Armen in der Gemeinde zu versorgen. Foto: Thinkstock

Wie Benjamin HaZaddik der armen Witwe half

von Rabbiner Avraham Radbil  13.06.2017 12:04 Uhr

Der Talmud erzählt uns von einem sehr gerechten Mann, der Benjamin hieß. Er verbrachte sein Leben mit Wohltaten, deshalb nannte man ihn Benjamin HaZaddik (Bava Batra 11a). Alle wussten, dass er ein vertrauenswürdiger und g’ttesfürchtiger Mensch war. Aus diesem Grund beauftragte ihn die Gemeinde, »Gabbaj Zedaka« zu werden. Seine Aufgabe bestand darin, für die Armen in der Gemeinde Almosen zu sammeln und sie an Bedürftige zu verteilen.

Benjamin HaZaddik trug große Verantwortung. Er allein entschied darüber, wer von den Bedürftigen wie viel Almosen erhielt. Er meisterte seine Aufgabe gut, verteilte gerecht, und alle waren mit ihm zufrieden.

Geld Doch eines Tages erlebte das Land eine große Dürre, und die Lebensmittel in der Stadt verteuerten sich. Immer mehr Menschen kamen zu Benjamin und baten um Geld. Bisher hatte Benjamin nie einen Armen abweisen müssen. Allen, die an seine Tür klopften, konnte er helfen. Doch wegen der Dürre kamen immer weniger Spenden zusammen, und schließlich war Benjamins Zedakabüchse leer.

Genau an jenem Tag klopfte eine Witwe an seine Tür. Weinend erzählte sie ihm, dass sie sieben Söhne hatte und keiner die Familie versorgen konnte. Sie brauche dringend Geld, um für sich und ihre Söhne Essen zu kaufen.

Wäre die Frau doch nur einen Tag früher gekommen! Dann hätte er ihr helfen können. Doch jetzt wusste er keinen Rat.

Die Frau ließ nicht locker. Sie sagte, die Familie habe seit Tagen nicht mehr richtig gegessen. Wenn er ihr nichts gebe, würden sie die nächsten Tage nicht überleben. Er, Benjamin, sei ihre letzte Hoffnung.

Benjamin verstand, dass er dieser Frau helfen musste – er konnte sie doch nicht verhungern lassen. Er selbst war kein reicher Mann, während dieser schwierigen Zeit musste er sich mit ganz wenig begnügen. Doch er entschloss sich, der armen Familie von seinen privaten Ersparnissen etwas abzugeben. So versorgte er die Witwe und ihre Söhne mehrere Wochen lang, auch wenn es häufig für ihn selbst nicht reichte. Die Familie überstand die schwierige Zeit, die Dürre ging vorbei, und das Leben in der Stadt normalisierte sich.

Hoffnung Weil sich Benjamin HaZaddik während dieser Zeit aber so schlecht ernährt hatte, wurde er schwer krank. Die Ärzte gaben die Hoffnung auf, ihn zu heilen, und alle in der Gemeinde bereiteten sich schon auf die traurige Nachricht seines Todes vor.

Doch die Engel im Himmel waren der Meinung, dass es für Benjamin noch zu früh sei, diese Welt zu verlassen. Sie gingen zu G’tt und sprachen zu Ihm: »König der Welt, es steht in Deiner Tora, dass alle Menschen von nur einem Menschen, Adam, abstammen. Das lehrt uns, wenn jemand ein Menschenleben rettet, ist es so, als ob er die ganze Welt gerettet hätte. Die Tora lehrt uns nur die Wahrheit! Warum muss dann Benjamin HaZaddik, der nicht nur ein, sondern acht Leben gerettet hat, diese Welt so jung verlassen?«

Haschem erhörte die Bitte der Engel und ließ Benjamin weitere 22 Jahre leben. Für jeden Buchstaben des Alefbets bekam Benjamin ein weiteres Lebensjahr hinzu, denn er hatte das wichtigste Gebot der Tora so selbstlos befolgt – nämlich: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« (3. Buch Mose 19,18).

Chol Ha-Moed

Grund allen Seins

Die 13 Middot, die »Gʼttlichen Eigenschaften«, enthalten universelle Verhaltensnormen für alle Menschen

von Rabbiner Joel Berger  26.04.2024

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 23.04.2024

Korban Pessach

Schon dieses Jahr in Jerusalem?

Immer wieder versuchen Gruppen, das Pessachopfer auf dem Tempelberg darzubringen

von Rabbiner Dovid Gernetz  22.04.2024

Pessach

Kämpferinnen für die Freiheit

Welche Rolle spielten die Frauen beim Auszug aus Ägypten? Eine entscheidende, meint Raschi

von Hadassah Wendl  22.04.2024

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 23.04.2024

Mezora

Die Reinheit zurückerlangen

Die Tora beschreibt, was zu tun ist, wenn Menschen oder Häuser von Aussatz befallen sind

von Rabbinerin Yael Deusel  18.04.2024

Tasria

Ein neuer Mensch

Die Tora lehrt, dass sich Krankheiten heilsam auf den Charakter auswirken können

von Yonatan Amrani  12.04.2024

Talmudisches

Der Gecko

Was die Weisen der Antike über das schuppige Kriechtier lehrten

von Chajm Guski  12.04.2024

Meinung

Pessach im Schatten des Krieges

Gedanken zum Fest der Freiheit von Rabbiner Noam Hertig

von Rabbiner Noam Hertig  11.04.2024