Jewrovision

Ein Lied für Hamburg

Nur wenige Teenager kommen freiwillig früh aus den Federn. Vor allem nicht am Sonntagmorgen. Aber Angelina Granovska steht trotzdem auf, weil sie ihr Team nicht hängen lassen möchte – und weil sie perfekt auf die Jewrovision in Hamburg vorbereitet sein will.

Deshalb nimmt sie zusammen mit anderen Jugendlichen aus Wuppertal und Mönchengladbach jeden Sonntag den Zug nach Duisburg, um pünktlich beim Training zu sein. Denn die 13. Jewrovision am 1. März wird für die Jugendzentren Duisburg/Mülheim/Oberhausen, Wuppertal und Mönchengladbach etwas ganz Besonderes – dieses Jahr treten sie zusammen auf: mit ihrem Lied, der Choreografie und dem gemeinsamen Vorstellungsvideo.

duisburg Der Vorschlag, sich zu dem Team »Mischpacha« (»Familie«) zusammenzuschließen, kam von den Leitern der drei Jugendzentren. »Es ist einfacher, gemeinsam an den Vorbereitungen zu arbeiten«, sagt der Duisburger Zentrumsleiter Dimitri Tartakowski: »Viele Köpfe bedeuten auch viele Ideen, das führt uns eher zu unserem Ziel.« Dieses Ziel ist vor allem ein guter Punktestand beim Wettbewerb in Hamburg.

Die drei Jugendzentren erhoffen sich diesmal gute Chancen gegen die Teams aus den großen Gemeinden wie Berlin oder Frankfurt. Denn ein 16-köpfiges Team hätten die drei Jugendzentren, jedes für sich genommen, nicht auf die Beine gestellt, weiß Tartakowski. Dazu habe es an Finanzen und Personal gefehlt: »Es ist schwieriger geworden, Teenager sonntags in die Gemeinde zu locken«, sagt er. »Ich denke, das Jugendzentrum ist als Freizeitbeschäftigung einfach nicht mehr so attraktiv wie vor zehn Jahren.«

Aber wenn es um die Jewrovision geht, finden Jugendliche nach wie vor den Weg ins Jugendzentrum. »Es ist schön, etwas selbst auf die Beine zu stellen«, sagt die 19-jährige Angelina aus Wuppertal, »und wir machen alle das, was uns Spaß macht – tanzen und singen.« Für Angelina ist es die erste Jewrovision in ihrem Leben. Aufgeregt? Kein bisschen. »Ich hoffe einfach, dass es toll wird!«

Recklinghausen Auch in diesem Jahr ist die Jüdische Gemeinde Recklinghausen der kleinste Teilnehmer der Jewrovision. Knapp 600 Mitglieder hat sie, zu der die zehn Städte des gleichnamigen Landkreises im Norden des Ruhrgebiets gehören – und ein sehr aktives Jugendzentrum: »Die Kinder und Jugendlichen hier sind davon begeistert, bei der Jewrovision mitzumachen. Wir werden wieder mit allen dabei sein«, sagt Jugendzentrumsleiter Illya Giventar. Die Kinder kommen nicht nur aus dem Kreis Recklinghausen. Auch aus Gelsenkirchen und Hamm reisen sie an, um teilzunehmen.

Seit Anfang des Jahres wird in Recklinghausen geprobt. Die 18-jährige Dasha ist eine der Betreuerinnen und wird selbst in Hamburg auf der Bühne stehen: »Wir proben zwei bis drei Mal in der Woche.« Der Film, in dem die Gemeinde sich und ihre Stadt vorstellt, ist schon gedreht: »Wir müssen ihn jetzt nur noch schneiden.« Zwei Gruppen schickt Recklinghausen nach Hamburg – Kinder und Jugendliche. »Die Kleinsten«, sagt Dasha, »sind zehn, die ältesten 18.« Insgesamt machen sie sich mit 20 Teilnehmern auf den Weg. Ihr Ziel: der Sieg in Hamburg. Immerhin hat Recklinghausen schon einmal den fünften Platz bei der Jewrovision erobert.

Freiburg Die Vorbereitungen im Breisgau laufen schon seit Beginn des Schuljahres: In einer eigens gegründeten Facebook-Gruppe haben die Kinder und Jugendlichen des Jugendzentrums Ekew der Israelitischen Gemeinde Freiburg Lieder vorgeschlagen und diskutiert, mit denen sie bei der Jewrovision in Hamburg auf die Bühne treten wollen. »Der Lieblingskandidat für die Anmeldung war schnell gefunden, und als dann die Bestätigung kam, dass es tatsächlich mit diesem Song geklappt hat, war die Freude riesig«, sagt Anna Nedlin, die das Jugendzentrum gemeinsam mit David Weiss ehrenamtlich leitet. Welcher Song? Das bleibt eine Überraschung bis zur letzten Minute.

Inzwischen steht die Choreografie für den großen Auftritt, »naja, theoretisch, an einigen Schritten müssen wir noch ganz schön feilen«, sagt Weiss und lacht. »Es ist eine tolle Truppe. Diejenigen, die kein musikalisches Talent haben, sind handwerklich begabt, sodass jeder seine Aufgabe gefunden hat«, sagt Anna Nedlin. Das Konzept fürs Bühnenbild steht bereits, das Drehbuch für das Imagevideo ebenfalls. Als vergleichsweise kleines Jugendzentrum ist Freiburg sehr daran interessiert, dass alle Kinder und Jugendlichen mitmachen können.

Die Jüngsten, die noch nicht auf die Bühne dürfen, bekommen deshalb eine Hauptrolle in dem Video, das vor dem Auftritt gezeigt wird. »Freiburg ist bekannt für Filme mit gutem Inhalt und einer Geschichte, die zum Motto der Jewrovision passt, da wollen wir auch dieses Jahr beim Thema Barmizwa wieder anknüpfen«, betont David Weiss.

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024