Wissenschaft

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Hans Jürgen Stockerl und Caroline Ebner Foto: Marina Maisel

»Die Schoa ist keine jüdische Tragödie. Der Holocaust ist keine deutsche Tragödie. Es handelt sich um eine universelle Tragödie – die größte anzunehmende Katastrophe, die je der Mensch dem Menschen antat. Die Erinnerung daran darf nicht dick und dicht mit Zahlen und Fakten umwickelt und eingeschnürt werden. Am Ende des Tages muss die Botschaft stehen, zu welchem Horror Menschen imstande waren, sind und bleiben.«

Bücher Genau dieser Forderung von Präsidentin Charlotte Knobloch entspricht die auf 16 Bände angelegte Edition von Quellen Zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Der dritte Band Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren September 1938 – September 1941 wurde im Hubert-Burda-Saal des Münchner Gemeindezentrums vorgestellt. Die im Münchner Oldenbourg Verlag veröffentlichten Bücher werden im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte München und Berlin und anderer wissenschaftlicher historischer Einrichtungen herausgegeben.

Andreas Wirsching dankte als Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Förderung dieses Langzeitprojektes. In dem Zeitraum des vorgestellten Bandes habe sich die antijüdische Phase noch einmal radikalisiert.

Die Perfidie des nationalsozialistischen Regimes wurde auf ganz Europa ausgedehnt. Die Quellen für die Dokumentation wurden aus unterschiedlichen Archiven in Europa, Israel und den USA zusammengetragen. Die Bearbeiterin des Bandes, Andrea Löw, hat die dort veröffentlichten 320 Dokumente zusammengestellt. Hier wird die Diskussion innerhalb der nationalsozialistischen Führung und Verwaltung ebenso nachgezeichnet wie die Umsetzung der antijüdischen Maßnahmen und Planungen bis hin zu Merkblättern für die Helfer.

Dokumente Warnende Stimmen aus der Zeit sind ebenso festgehalten wie die von Nahum Goldmann vom Jüdischen Weltkongress: In einem Interview in der New York Times warnt er bereits im Juni 1940 vor der Vernichtung von sechs Millionen europäischer Juden. Wie es diesen erging, bezeugen Tagebücher und Briefe. Sie erzählen vom Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung – von der Hoffnung auf Emigration und der Angst vor der Deportation.

Die beiden Schauspieler Caroline Ebner und Hans Jürgen Stockerl ließen das Publikum die Situation hautnah miterleben. Zurückgenommen lasen sie die Dokumente vor. Verhaltensmaßregeln beim Räumen der jüdischen Wohnungen und Sichern vorhandener Wertgegenstände auf der einen Seite und niedergeschriebene Gedanken und Gefühle der Opfer auf der anderen.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Trauer

Mit gebrochenem Herzen

Die Israelitische Kultusgemeinde nahm Abschied von Rebbetzin Shoshana Brodman sel. A., die Anfang November nach langer Krankheit starb

von Esther Martel  02.12.2025

Kulturtage

»Weitermachen ist die einzige Chance«

»Jüdisches Leben in Deutschland – Heute und Morgen«: Ein Podium stellte die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken und Konsequenzen nach dem 7. Oktober

von Esther Martel  02.12.2025

Planegg

Historische Sensation

Eine Ausstellung erzählt vom Schicksal Jakob Hirschs, der 1818 als erster Jude in Bayern geadelt wurde

von Ellen Presser  02.12.2025

Köln

Bekenntnis zum Leben

Der WIZO-Ball sammelte Spenden für traumatisierte israelische Kinder

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  02.12.2025

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin-Charlottenburg

Verborgene Schätze im Innenhof

Gemeindemitglied Joachim Jacobs führt durch den wohl jüdischsten Bezirk der Hauptstadt

von Sören Kittel  01.12.2025