Fussball-Europa-Cup

Zwei Herzen in einer Brust

Selten dürfte Alon Meyer der Gang ins Frankfurter Waldstadion so schwergefallen sein wie an diesem Donnerstagabend. Dabei hat er als Fan von Eintracht Frankfurt schon einiges mitgemacht: dramatische Abstiege, noch dramatischere Wiederaufstiege, hochfliegende Ambitionen und harte Aufschläge.

»Ich bin Dauerkartenbesitzer. Ich gehe ins Stadion, seit ich fünf bin«, sagt Meyer, während er die blau-weiße Fahne von Makkabi Frankfurt am Geländer in Block 20 B anbringt. Gegenüber, auf der anderen Seite der Arena, formiert sich der schwarz-weiß-rote-Fanblock der Eintracht zur Choreografie. An normalen Tagen würde der Vereinsvorsitzende von Makkabi Frankfurt dort drüben stehen. »Frag mich mal, wie sich zwei Herzen in einer Brust anfühlen!«, sagt Meyer. »Das ist das erste Mal, dass ich bei den Gegnern stehe.«

Der Gegner hat ganz andere Farben: Blau und Gelb dominieren Block 20 B. Maccabi Tel Aviv, israelischer Rekordmeister und wohl auch – jedenfalls was die Anhängerschaft angeht – größter Fußballklub des Landes, gastiert im Europa-Cup am Main. Rund 500 Fans aus Israel haben die ebenso lange wie teure Reise angetreten, um ihren Verein im internationalen Geschäft zu unterstützen. Hinzu kommen nochmals mindestens 1000 Fans aus den jüdischen Gemeinden des Rhein-Main-Gebiets.

fangruppen »Es gibt auch mehr als ein Gemeindemitglied, das jetzt im Eintracht-Block steht«, sagt Hanan Veksler. Fünf Minuten vor Anpfiff klatscht und singt sich der Maccabi-Anhang schon mal in Stimmung. Es gibt nicht viele Fangruppen, die sich in Sachen Lautstärke und Stimmung mit dem Anhang der Eintracht messen können, schon gar nicht, wenn sie in der Unterzahl sind. Den Makkabäern aber gelingt das zumindest vor dem Spiel problemlos.

Diese Unterstützung hat Maccabi auch bitter nötig. Tatsächlich präsentiert sich der Frankfurter Bundesligist 90 Minuten lang als die absolut überlegene Mannschaft. In der 13. Minute fällt das 1:0 für die Eintracht. In der 54. Minute trifft Meier zum Endstand von 2:0 für Eintracht Frankfurt. Zwischen dem Gästeblock und dem Oberrang werden Stinkefinger ausgetauscht. Weniger aufgrund des Spielstandes, sondern vielmehr, weil ein einzelner Spielbesucher krampfhaft versucht, den Gästeblock mit einem Palästina-Schal zu provozieren.

Nach 90 Minuten sind im Gästeblock die meisten Gesichter lang. Doch die Enttäuschung wird nicht lange anhalten. »Es ist gut, dass es heute nicht das alles entscheidende Spiel war«, sagt Alon Meyer, während er zusammen mit ein paar ganz jungen Makkabi-Frankfurt-Spielern das Stadion verlässt. Der Nachwuchs indes diskutiert freudig erregt, wer denn nun der beste Eintracht-Spieler an diesem Abend war.

Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024