Mitzvah Day

Zeit zu verschenken

»Für unsere Schülerinnen und Schüler ist der Mitzvah Day sehr wichtig.« Das sagt Jonathan Grünfeld, Religionslehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Düsseldorf. Sie freuen sich auf den Tag, ziehen gern die grünen T-Shirts mit der Aufschrift Mitzvah Day an – und sind voller Begeisterung, sich sozial zu engagieren. Ferner entstehe an diesem Tag ein besonderes Gefühl der Gemeinschaft, denn in ganz Deutschland beteiligen sich Tausende Menschen. Und für die Pädagogen ist der Tag der guten Taten auch wichtig: »So führen wir Schülerinnen und Schüler an die Mizwot heran.«

Am 17. November ist es wieder so weit: Dann findet der Mitzvah Day – der Tag der guten Taten – statt, zu dem der Zentralrat der Juden auch in diesem Jahr in Deutschland aufruft. Das diesjährige Motto lautet: »Hand in Hand für eine bessere Welt«. Anmeldeschluss ist der 1. November. Projektideen können nachgereicht werden.

»Dieses Jahr ist emotional geprägt durch den terroristischen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und seine andauernden Folgen für Israel, aber auch weltweit«, teilte ein Sprecher des Zentralrats mit. Auch der Ukraine-Krieg dauert an. »Man könnte sich leicht ohnmächtig fühlen angesichts der großen Herausforderungen, die die Situation für die jüdische Gemeinschaft auch hier in Deutschland bedeutet«, so der Sprecher. Jeder solle sich eingeladen fühlen, am Mitzvah Day der Ohnmacht gute Taten entgegenzusetzen.

Manche Jugendliche räumten den Speisesaal auf oder fegten den Hof

Am Albert-Einstein-Gymnasium bestimmen die Jugendlichen zusammen mit den Lehrern, welche Angebote sie auf die Beine stellen wollen. Manche arbeiten Projekte für die Schulgemeinschaft aus, beispielsweise wurden in der Vergangenheit Dankesbriefe an das Küchenpersonal, die Sicherheitsmitarbeiter oder an die Polizisten geschrieben. Mitunter übernahmen die Jugendlichen Aufgaben, räumten den Speisesaal mit auf oder fegten den Schulhof. Sehr viel Freude habe es ihnen bereitet, die Bewohner im Nelly-Sachs-Haus in Düsseldorf zu besuchen, um auch kleine Geschenke zu überreichen.

Nach dem Mitzvah Day hängt Jonathan Grünfeld die Berichte und Fotos der anderen Schulen und Institutionen auf. »Die Schüler schauen sich das gern an.«

»Wir hatten das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun«, sagt Sarah Shabandzadeh. Am Mitzvah Day im vergangenen Jahr hatte das Rabbinat von Rabbiner Julian-Chaim Soussan, der in Frankfurt amtiert, Mädchen zum Challotbacken eingeladen. Mit dabei waren auch Yodfat Rosenblatt und Riki Zaltzman, die das Backen mit anleiteten. »Der Morgen fing damit an, dass wir uns die grünen T-Shirts überzogen«, so Sarah, Assistentin des Rabbiners. Dann wurde der Teig geknetet, gebacken und Geld eingesammelt. Die Spenden gingen an Institutionen für Waisenkinder. »Es war ja kurz nach dem 7. Oktober 2023 und für uns eine schreckliche Situation, denn es wurden so viele Menschen umgebracht oder entführt. Aber mit jedem noch so kleinen Beitrag können wir etwas bewirken.«

»Jede und jeder kann einen Beitrag leisten, die Welt ein kleines Stück besser zu machen – vor Ort, ganz konkret, für uns selbst und für die Welt, in der wir leben«, so der Sprecher des Zentralrats. Kleine Hilfestellungen oder positive Aufmerksamkeit können einen großen Unterschied machen und viel Freude bereiten. Das sei gerade in der aktuellen Situation besonders wichtig.

»Alles, was Sie brauchen, ist die Bereitschaft, ein wenig von Ihrer Zeit für gute Taten zu spenden«

Es gebe zahllose Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Unterstützung bedürftiger Menschen bei alltäglichen Aufgaben oder ein Besuch im Seniorenheim. Auch eine Aktion zugunsten von israelischen oder ukrainischen Kriegsbetroffenen könnte in diesem Jahr ein starkes Zeichen setzen.

»Alles, was Sie brauchen, ist die Bereitschaft, ein wenig von Ihrer Zeit für gute Taten zu spenden.« Alle Teilnehmenden würden eine Basisausstattung erhalten. Ehrenamtliches Engagement bringe Menschen zusammen und überwinde Grenzen. Es stärke die Gesellschaft und die Gemeinschaft. »Hand in Hand werden unsere vielen kleinen Taten zu einem großen Beitrag für eine bessere Welt«, so der Zentralrat.

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  03.07.2025

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert

Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Yael Adler über die Frage, wie wir uns am besten schützen können und was wir im Sommer von den Israelis lernen können

von Philipp Peyman Engel  02.07.2025 Aktualisiert

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025