6. Lange Nacht der Religionen

Zeichen für Respekt und Toleranz

Bei der Langen Nacht der Religionen dabei: Kahal Adass Jisroel Foto: Marco Limberg

Der Austausch ist mir wichtig», sagt Rabbiner Elias Dray. Aus diesem Grund ist er in den vergangenen Wochen fast täglich zehn Kilometer Rad gefahren, um nun bei der Aktion «Tandem Meet2respect», der Auftaktveranstaltung zur 6. Langen Nacht der Religionen, fit zu sein.

Rabbiner, Imame und Pfarrer bilden interreligiöse Teams und treten am Donnerstagvormittag gemeinsam in die Pedale. Sie wollen damit ein «Signal für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander setzen», wie es in der Presseerklärung des Organisators «Leadership Berlin – Netzwerk Verantwortung» heißt. Da die Lange Nacht der Religionen in diesem Jahr mit dem Evangelischen Kirchentag zusammenfällt, ist die Beteiligung besonders groß: So wird es etwa 30 interreligiös besetzte Tandems geben.

tour Die Fahrradroute wird die Teilnehmer an den Gotteshäusern der Stadt vorbeiführen, etwa an der Gedächtniskirche, der Mevlana-Moschee und der Synagoge Oranienburger Straße. Jeder ist eingeladen, mitzufahren. Die Tour startet um 10 Uhr am Holocaust-Mahnmal und endet gegen 13 Uhr an der traditionellen «Weißen Tafel der Religionen» am Gendarmenmarkt, wo Teilnehmer und Vertreter unterschiedlicher Weltanschauungen gemeinsam essen, trinken und miteinander ins Gespräch kommen können.

Rabbiner Dray, der im bayerischen Amberg amtiert, wird sich mit einem Pfarrer das Rad teilen. Der Rabbiner ist zum ersten Mal bei der Tour dabei. «Für mich ist es am wichtigsten, dass die Vertreter aller Religionen gemeinsam in die Pedale treten», begründet er seine Teilnahme.

Auch Rabbiner Konstantin Pal ist schon neugierig und gespannt auf die Fahrt. Er wird ebenfalls mit einem Pfarrer ein Team bilden. «Hauptsache, wir kommen ins Gespräch», sagt er. Ein Thema würde er ganz gerne mit dem Pfarrer erörtern und sich mit ihm darüber austauschen: wie die Arbeit in den Gemeinden bei ihm läuft. Beide Rabbiner sind auch in dem Schulprogramm des «Netzwerks Verantwortung» aktiv. Im Projekt «meet2respect» besuchen Rabbiner, Pfarrer und Imame gemeinsam Schulklassen und hoffen, mithilfe von Gesprächen mehr Respekt und Toleranz zu erreichen.

Die Lange Nacht der Religionen soll als Zeichen für die religiöse Vielfalt stehen. Rund 90 Synagogen, Kirchen, Moscheen, Tempel und Gemeindehäuser öffnen an diesem Abend ihre Türen. Mit Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen oder Hausführungen wollen die unterschiedlichen Religionen informieren und mit den Besuchern ins Gespräch kommen.

jazz Unter den jüdischen Einrichtungen, die sich an der Langen Nacht der Religionen beteiligen, ist auch – wie schon im vergangenen Jahr – der Verein Kahal Adass Jisroel. Er wird abends in der Brunnenstraße seine Türen für interessierte Besucher öffnen. «Wir sind eine junge jüdische Gemeinde, und wir knüpfen an die Tradition des deutschen orthodoxen Judentums an», beschreibt Rabbiner Shlomo Afanasev, der auch am Vormittag an der interreligiösen Tandemfahrt teilnimmt, die unabhängige Synagogengemeinschaft.

Vor allem junge Familien seien Mitglieder der Gemeinde, so Afanasev, die der Wunsch verbinde, «in Berlin in einer traditionsreichen Umgebung zu leben und zugleich in der modernen Welt zu Hause zu sein». Ab 20 Uhr findet eine Synagogenführung statt, anschließend wird es um die Herausforderungen des religiösen Judentums im 21. Jahrhundert gehen, danach werden Fragen beantwortet.

Zu dem Konzert «Jazz goes Synagogue: Jüdische Liturgie im Jazzgewand» lädt die Unabhängige Synagogengemeinde Bet Haskala ein. Die Band «Sound of Haskala» wurde 2015 gegründet und trat erstmalig bei der Langen Nacht der Religionen auf. Das Konzert beginnt um 19 Uhr in der Kreuzberger St.-Thomas-Kirche am Mariannenplatz 28.

laila lawan Bereits am Mittwoch bietet die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum von 18.30 bis 23 Uhr im Großen Saal und Seminarräumen in der Oranienburger Straße 28-30 eine «Laila Lawan» an. Angelehnt sowohl an die Tel Aviver Tradition der «Weißen Nacht» als auch an die traditionelle Lernnacht Tikkun Leil Schawuot anlässlich des in der kommenden Woche bevorstehenden jüdischen Wochenfestes Schawuot ist die Veranstaltung ebenfalls eingebunden in die Lange Nacht der Religionen.

Laut Veranstaltern soll es «eine Nacht des Sich-Treffens und Lernens, des Miteinander-Redens und der Einblicke in die Vielfalt des Judentums» werden. Verschiedene jüdische Institutionen Berlins bieten – zum Teil parallel, zum Teil nacheinander – Vorträge und Diskussionen für alle Interessierten an, darunter die Berliner Gemeindesynagogen Oranienburger Straße, Sukkat Schalom und Fraenkelufer, die jüdische Studenteninitiative Studentim, das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk und Bet Debora – Netzwerk jüdischer Frauen in Europa.

«Habait», eine Initiative für israelische Kultur in Berlin, ist bei der «Weißen Nacht» ebenfalls mit von der Partie. So soll der Film The Tour Guide während der Gesprächsrunde mit dem Titel «Mischmasch? Israelische Berliner/Berliner Israelis diskutieren über ihre Welten und Identitäten» zu sehen sein. Die anschließende Diskussion wird begleitet von den Habait-Vertretern Nirit Ben Joseph, Nirit Bialer und Ofer Waldmann sowie der Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Anja Siegemund. Ein gemeinsamer Ausklang beendet die Nacht.

hawdala Auch das Jüdische Bildungszentrum Chabad Lubawitsch öffnet am Donnerstagabend seine Türen. «Wir sind eine lebendige Synagoge, geführt nach orthodoxem Ritus», sagt Rabbiner Shmuel Segal. Um 19.30 Uhr werden die Hawdala-Gebete gesprochen, anschließend gibt es eine Führung durch die Synagoge in der Münsterschen Straße 6 in Berlin-Wilmersdorf.

Zu einem Rundgang mit anschließendem interreligiösen Nachtgebet lädt am 25. Mai von 18 bis 23 Uhr zudem das «House of One» am Petriplatz in Berlin-Mitte ein.

Frankfurt

»Voll akzeptiert in der Gemeinde«

Rabbinerin Elisa Klapheck über das Jubiläum des Egalitären Minjans und das Konzept »Alle unter einem Dach«

von Ralf Balke  07.12.2024

Interview

»Damit ihr Schicksal nicht vergessen wird«

Die Schauspielerin Uschi Glas setzt sich für die Befreiung der israelischen Geiseln ein. Ein Gespräch über Menschlichkeit, Solidarität und Gegenwind

von Louis Lewitan  07.12.2024

Bedrohung

Wehrt euch!

Wie kann es sein, dass Juden wieder in Angst leben müssen? Wie kann es sein, dass Kippa zu tragen, gefährlich ist, während die Kufiya zum Fashion-Icon für Pseudo-Wokies wird? Ein Aufschrei

von Yaron Jacobs  07.12.2024

München-Schwabing

Ein Stück Hoffnung

Die Synagoge Shaʼarei Zion in der Georgenstraße erhielt eine neue Torarolle

von Luis Gruhler  07.12.2024

Porträt der Woche

Beamtin aus Leidenschaft

Diana Goldschmidt aus Hannover entdeckte als Schülerin ihr Interesse für öffentliche Aufgaben

von Gerhard Haase-Hindenberg  07.12.2024

Potsdam

Kein Café, keine Besichtigungen in der neuen Synagoge

Wo liegt der Grund für diese Entscheidung?

 06.12.2024

Köln/Kürten

Lob für Gründung des Verbands Jüdischer Journalisten

Die Gesellschaft Katholischer Publizisten bietet JJJ Zusammenarbeit und Unterstützung an

 06.12.2024

Potsdam

Wo Rabbiner lernen

Die Nathan Peter Levinson Stiftung erinnerte mit einer Feierstunde an ihren Namensgeber

von Detlef David Kauschke  05.12.2024

Holocaustüberlebende

Esther Bejarano vor 100 Jahren geboren

Sie spielte im »Mädchenorchester« in Auschwitz und überlebte die Schoa

von Leticia Witte  05.12.2024