München

Zeichen der Solidarität

Treffen am Jakobsplatz: Maram Stern, Charlotte Knobloch, Christian Lindner, Josef Schuster und Heiko Thoms (v.l.) Foto: Marcus Schlaf

Jedes Jahr im Februar wird die bayerische Landeshauptstadt für ein Wochenende zum Zentrum der weltweiten Sicherheits- und Verteidigungspolitik, wenn zur SIKO, der »Munich Security Conference«, Dutzende von Staats- und Regierungschefs, Außen- und Verteidigungsministern sowie Vertretern von Sicherheitsbehörden anreisen, um gemeinsam die zahlreichen Herausforderungen der Weltpolitik zu besprechen.

Dabei stand in diesem Jahr die schwierige militärische Lage der Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland im Mittelpunkt. Aber auch Themen an der Schnittstelle von Gesellschafts- und Sicherheitspolitik kamen zur Sprache – darunter der Kampf gegen wachsenden Populismus und Extremismus in den westlichen Demokratien.

Eine besonders sichtbare Folge dieser beunruhigenden Entwicklung ist der Judenhass, der ebenfalls seit Jahren zugenommen hat und der infolge des Terrorangriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023 und des israelischen Militäreinsatzes einen weiteren explosionsartigen Anstieg verzeichnete. Zahlreichen Teilnehmern der Konferenz war es vor diesem Hintergrund ein Anliegen, ihre Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft auszudrücken.

Solidaritätsbesuch kurz vor Schabbatbeginn

Ein prominentes Beispiel war Bundesfinanzminister Christian Lindner, der am Freitagabend kurz vor Schabbatbeginn zu einem Solidaritätsbesuch ins Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern kam.

Sowohl der Besucher als auch die Organisatoren zogen anschließend eine positive Bilanz der Begegnung.

Auch das durch die Abfahrt von US-Vizepräsidentin Kamala Harris verursachte Verkehrschaos und die folgende Verspätung hielten Lindner nicht von seinem Kurzbesuch ab, den der Geschäftsführende Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Maram Stern, organisiert hatte. Trotz des engen Zeitrahmens ließ er sich nach der gemeinsamen Begrüßung durch Stern und IKG-Präsidentin Charlotte Knob­loch ein Relikt der alten Hauptsynagoge zeigen und warf einen Blick in den Innenraum von »Ohel Jakob« während des inzwischen begonnenen Gottesdienstes.

Sowohl der Besucher als auch die Organisatoren zogen anschließend eine positive Bilanz der Begegnung. Lindner erklärte, ihm sei es trotz des vollen Terminplans ein Anliegen gewesen, »ein Zeichen der Solidarität« zu setzen. WJC-Vizepräsident Stern und die Präsidentin der IKG äußerten sich dankbar für die wichtige Geste. »Nächstes Mal bleiben Sie aber länger bei uns«, gab Knobloch dem Gast zum Abschied mit auf den Weg.

Schabbat-Dinner im Restaurant »Einstein«

Der Finanzminister, der in Begleitung von Staatssekretär Heiko Thoms gekommen war, war nicht der einzige hochrangige Gast, der sich am ersten Konferenztag am Jakobsplatz die Ehre gab. Der World Jewish Congress hatte für den Abend zu einem Schabbat-Dinner ins Restaurant »Einstein« geladen, an dem neben zahlreichen Prominenten aus Politik und Gesellschaft auch Angehörige der in Gaza festgehaltenen israelischen Geiseln sowie freigelassene Geiseln teilnahmen. Die Familienmitglieder waren als Teil der Delegation des israelischen Präsidenten Isaac Herzog nach München gereist.

»Für uns gibt es kein wichtigeres Anliegen als die Befreiung der Geiseln.«

Charlotte Knobloch

Im festlich geschmückten »Einstein« trafen sie nun unter anderem auf die Präsidentin des Bayerischen Landtages, Ilse Aigner, den Botschafter Israels in Berlin, Ron Prosor, die Generalsekretärin der OSZE, Helga Schmidt, den stellvertretenden Vorsitzenden der MSC, Benedikt Franke, den CEO des American Jewish Committee, Ted Deutch, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die österreichische Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler, den für alle die Geiseln betreffenden Fragen zuständigen israelischen Brigadegeneral, Gal Hirsch, und die Ständige Vertreterin Frankreichs bei der NATO, Muriel Domenach.

Aus den USA waren neben mehreren Spitzenbeamten insbesondere die Antisemitismusbeauftragte des amerikanischen Außenministeriums, Deborah Lipstadt, und der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im US-Senat, Senator Ben Cardin aus Maryland, gekommen. Auch sie hatten vor Beginn des Dinners noch eine spontane Führung durch die Hauptsynagoge erhalten. Senator Cardin war es dann, der im voll besetzten Restaurant den feierlichen Kiddusch sprach und damit Essen und Austausch eröffnete.

Charlotte Knobloch dankte im Nachgang dem World Jewish Congress für die Organisation des Treffens, das dazu beigetragen habe, die drängende Geiselfrage weit oben auf der politischen Agenda der Welt zu halten. »Für die jüdische Gemeinschaft nicht nur hier in München gibt es kein wichtigeres Anliegen als die Befreiung der Geiseln«, führte die IKG-Präsidentin aus. »Seit dem 7. Oktober spüren wir den Schmerz dieser Menschen und ihrer Familien jeden Tag.« Auch WJC-Vizepräsident Maram Stern unterstrich, der Jüdische Weltkongress bearbeite derzeit lediglich drei Themen: »Die Geiseln, die Geiseln und die Geiseln.«

Aus Menschlichkeit sei es ein Gebot der Politik, »für die Freiheit der Entführten zu sorgen – so schnell wie möglich«. Diese Botschaft war auf der diesjährigen Sicherheitskonferenz deutlich zu hören; sie wird den Entscheidungsträgern ohne Zweifel auch nach der Abreise aus München im Ohr bleiben.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025