Kulturwochen Hanau

»Wir wollen etwas zurückgeben«

Herr Dainow, Hanau bietet die ersten jüdischen Kulturwochen an. Welchen Anspruch verfolgen Sie damit?
Die Jüdische Gemeinde Hanau wurde im Jahre 2005 mit knapp 60 Mitgliedern neugegründet. Zuvor gab es seit der Zerstörung 1938 keine jüdische Gemeinde mehr in Hanau. Heute haben wir 200 Mitglieder. Wir habeneinen Rabbiner, regelmäßige Gottesdienste und eine Vielzahl an Aktivitäten. Jüdische Kulturwochen in Hanau, das war ein Traum, den wir schon seit etlichen Jahren hatten.

Welche thematischen Schwerpunkte setzen die Kulturwochen?
Wir möchten einen allgemeinen Einblick in die jüdische Kultur verschaffen. Ein Kernpunkt ist dabei die Ausstellung »Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute«. Sie soll zeigen, wie verwurzelt das Judentum in Deutschland historisch eigentlich ist. Dabei sollen insbesondere Schülerinnern und Schüler angesprochen werden. Gerade hier ist es wichtig, frühzeitig Berührungspunkte zu schaffen und jungen Menschen einen vorurteilsfreien Blick auf das Judentum zu gewähren.Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mit der Karl-Rehbein-Schule, einem zentralen Gymnasium, einen Partner finden konnten, und hoffen, dadurch die junge Generation zu erreichen.

Was sind die Besonderheiten der Hanauer Gemeinde? Spiegeln sie sich im Programm der Kulturwochen wider?
Die Jüdische Gemeinde Hanau ist eine der kleinsten jüdischen Gemeinden in Hessen. Und eine der jüngsten. Eine Gemeinde, die beinahe ausschließlich aus jüdischen Zuwanderern besteht. Diesen Aspekt finden wir im Programm der Kulturwochen wieder. So erhält der Zuhörer beispielsweise bei Küf Kaufmanns Lesung »Wodka ist immer koscher« einen humorvollen Einblick in das turbulente Leben eines jüdischen Migranten. Wie traditionsreich das Leben hier ist, zeigt die Geschichte des Malers Moritz Daniel Oppenheim. Er war ein waschechter Hanauer und hat seinen Platz in den Kulturwochen mit dem Kinodokumentarfilm »Moritz Daniel Oppenheim« und einer Führung durch seine gesammelten Hanauer Werke im historischen Museum von Schloss Philippsruhe.

Die Veranstaltungen finden an mehreren Orten im Stadtgebiet statt.Warum?
Zum einen möchten wir der Stadt Hanau, ohne die die Jüdische Gemeinde in der jetzigen Form nicht existieren würde, etwas zurückgeben. Zum anderen spüren wir heute leider immer noch so etwas wie Zurückhaltung und Unsicherheit im Umgang. Deshalb möchten wir die Menschen direkt ansprechen und Möglichkeiten des ungezwungenen Kennenlernens anbieten. Der Start der Kulturwochen findet deshalb bewusst in der Jüdischen Gemeinde statt. Anschließend sind wir acht Wochen im gesamten Stadtgebiet unterwegs, vom Kulturforum bis Kinopolis.

Wie würden Sie gern auf die Kulturwochen zurückblicken?
Gut besuchte Veranstaltungen und positive Rückmeldungen. Wir möchten miteinander ins Gespräch kommen, Begegnungen schaffen, Vorurteile abbauen und die jüdische Kultur näherbringen. Wenn uns das gemeinsam gelingt, haben wir einen großen Schritt in Richtung Toleranz und Akzeptanz für ein friedliches Miteinander in Hanau gemacht.

Mit dem Organisator der Kulturwochen sprach Eugen El.

München

Wehmütig und dankbar

Die Religionslehrerin Michaela Rychlá verabschiedet sich nach knapp 30 Jahren in den Ruhestand

von Luis Gruhler  15.09.2024

Europäische Rabbinerkonferenz

Bayern »topsicherer Platz« für Juden

Vor einem Jahr verlegte die Europäische Rabbinerkonferenz ihren Hauptsitz nach München. Ein guter Schritt, sagt der Generalsekretär. Und schaut im Rückblick auch auf den 7. Oktober: »eine der größten Herausforderungen«

 15.09.2024

Berlin

Die Tora ist zurück

Große Freude bei Masorti über eine geschenkte Rolle aus den USA. Der Verein verleiht sie an die Synagoge Oranienburger Straße

von Christine Schmitt  14.09.2024

Porträt der Woche

Eine Geschichte des Lichts

Roy Shapira ist Maler, lebt in Frankfurt und unterrichtet hebräische Kalligrafie

von Eugen El  14.09.2024

Heinrich-Heine-Universität

Charlotte Knobloch wird Gastprofessorin in Düsseldorf

Die ehemalige Zentralratspräsidentin wird zwei Vorlesungen halten

von Nicola Trenz  14.09.2024

Interview mit dem IKG-Sicherheitschef

»Wir leben in einer anderen Welt«

Gilad Ben-Yehuda über den Anschlag in München auf das israelische Generalkonsulat, die allgemeine Bedrohungslage und Folgen des 7. Oktober

von Leo Grudenberg  13.09.2024

Berlin

ESC-Teilnehmerin eröffnet Jüdische Kulturtage

Bis zum 22. September stehen nach Angaben der Festivalleitung mehr als 40 Veranstaltungen mit deutschen, israelischen und internationalen Kulturschaffenden auf dem Programm

 13.09.2024

Duisburg

Mit Musik auf das Leben

Zum zweiten Mal richtete die Zentralwohlfahrtsstelle das »Festival der Chöre« aus. Mehr als 150 Sängerinnen und Sänger reisten aus zahlreichen jüdischen Gemeinden an

von Claudia Irle-Utsch  12.09.2024

Interview

»Ein Tag des Aufbruchs«

Der Gemeindevorsitzende Jo-Achim Hamburger über einen Festakt in Nürnberg und Markus Söders »Schutzversprechen«

von Helmut Kuhn  12.09.2024