Festival of Resilience

»Wir stehen zusammen«

Freude am Leben und gemeinsames Gedenken in der Sukka Foto: Gregor Zielke

An vier Tagen in der vergangenen Woche wurde getanzt, gelacht, gelernt, zugehört, gedacht und demonstriert: Das »Festival of Resilience« war ein großer Erfolg. Neben dem Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die Synagoge von Halle vor einem Jahr wollten die Organisatoren von »Base Hillel Berlin« und ihre Unterstützer den Fokus auf die Stärke der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland legen.

»Wir wollen Widerstand zeigen und beweisen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen«, sagte Lars Umanski, Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), der Jüdischen Allgemeinen. Gerade der Gedanke, dass Juden ein positives Narrativ bekommen, sei für ihn wichtig. Denn sonst sei man zu sehr mit der Opferrolle konfrontiert. »Nun haben wir einen positiven Aspekt entgegengehalten.«

ZEICHEN Er war am Dienstag bei der Gedenkveranstaltung als Zuhörer dabei, und es beeindruckte ihn besonders, dass auch Angehörige der Opfer der Anschläge in Hanau und Mölln angereist waren. »Damit wurde ein Zeichen gesetzt: Wir sind untereinander solidarisch.«

Bereits am Montag war im Park am Gleisdreieck unter dem tatkräftigen Einsatz der Makkabi-Jugend gemeinsam eine Sukka aufgebaut worden. »Makkabi Deutschland und unserer Jugend war es wichtig, zu zeigen, dass die jüdische Gemeinschaft nicht nur untereinander, sondern mit allen Opfern und Überlebenden eng verbunden ist«, sagt Ilja Cinciper, Vorstandsmitglied der Makkabi-Deutschland-Jugend.

So wie in den Makkabi-Ortsvereinen Sportler aller Herkünfte und Religionen aktiv seien, so seien sie auch außerhalb des Sportplatzes miteinander verbunden. »Hass und Gewalt werden uns nicht spalten! Und erst recht nicht die Freude am Leben nehmen.« Anschließend fand die gemeinsame Party unter freiem Himmel statt – unter Einhaltung aller Hygienebedingungen.

GEDENKEN Dem Gedenken an die Opfer rechtsextremer Gewalt war der zweite Abend gewidmet. Durch die Veranstaltung führten Rebecca Blady (Base Berlin) und Anastasia Pletoukhina (The Jewish Agency for Israel), beide Überlebende des Anschlags in Halle. Daniel Botmann,

Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte in seiner Rede: »Halle, Hanau, Hamburg – das darf uns nicht kaltlassen. Und wieder hören wir: Es sei ein Einzeltäter, ein geistig Verwirrter mit unklaren Motiven. Was muss geschehen, bis die Zeichen der Zeit erkannt werden?« Weiter betonte er – auch an die Überlebenden von Halle gerichtet: »Wir sind nicht allein. Wir stehen zusammen.«

Für Trauer und Schmerz gebe es keine Abkürzung, meinte Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung, die das Festival mitunterstützte. Sie seien alle Opfer desselben Terrors. Das reiche für ein gemeinsames Trauern. Später wurden Gedenkkerzen für die Opfer entzündet – gemeinsam von Überlebenden des Anschlags auf die Synagoge und den Kiezdöner in Halle sowie des Anschlags in Hanau.

Neben dem Gedenken an die Opfer des Anschlags wollten die Organisatoren und ihre Unterstützer den Fokus auf die Stärke der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland legen.

Nach einer musikalischen Unterbrechung sprach Faruk Arslan, der bei dem Brandanschlag auf sein Haus in Mölln 1992 seine Mutter, seine Tochter und seine Nichte verloren hatte. Er rief zur Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt auf und verurteilte – wie zuvor Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann –, Täter als Einzelgänger darzustellen. Zum Abschluss fand am Freitag eine Gedenkkundgebung am Südstern in Berlin-Kreuzberg statt, organisiert vom Aktionsbündnis Antirassismus und Nebenklägerinnen im Halle-Prozess.

»Wir möchten durch ein würdiges Gedenken dazu beitragen, dass dieser Anschlag nie vergessen wird, dass er mahnt, Antisemitismus und Rassismus – gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte – nie zu verharmlosen und konsequent zu bekämpfen«, hieß es bei dem Bündnis.

Dialog

Freunde wie Berge

Juden und Kurden verbindet eine jahrtausendealte Freundschaft. Um ein Zeichen der Gemeinsamkeit zu senden und sich des gegenseitigen Rückhalts zu versichern, kamen sie nun auf Einladung der WerteInitiative in Berlin zusammen

von Katrin Richter  10.09.2025

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025