Ist man, was man isst? Und versteht man das Judentum besser, wenn man zusammen kocht? Diese Fragen haben sich Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren in Berlin gestellt. Die Europäische Janusz Korczak Akademie hat in der Hauptstadt unter dem Motto »Bete-I-von« (in Anlehnung an das hebräische »Guten Appetit«) einen Workshop zum Thema Essen organisiert. Das letzte Treffen findet an diesem Sonntag statt. Christine Schmitt hat mit Teilnehmern gesprochen.
Steht ihr gerne in der Küche am Kochtopf?
Alexandra (16): Ich koche gerne, und zwar alles Mögliche, aber am meisten modernes Essen. Am liebsten mag ich es gesund, mit vielen Salaten und Gemüse, gerne auch mit Hähnchen oder Fisch.
Veronika (14): Ich koche kaum zu Hause, weil das meine Mutter macht.
Du kommst also von der Schule und kannst dich freuen, dass es etwas zu essen gibt?
Veronika: Ja. Meine Mutter kocht meistens etwas mit Fleisch und dazu Beilagen wie Kartoffeln. Wir machen uns das immer warm, wenn wir nach Hause kommen. Ich esse oft mit meinem Bruder, wenn er da ist, denn meine Mutter arbeitet, mein Vater ist montags bis donnerstags in Moskau und meine kleine Schwester noch in der Kita.
Henni (18): Ich koche viel. Meistens, worauf ich gerade Lust habe. Am liebsten alles durcheinander.
Efim (18): Ich stehe oft zusammen mit meinen Eltern zusammen in der Küche, und wir kochen gemeinsam. Alleine schmeiße ich den Herd nicht an. Wenn wir kochen, dann nach Rezepten der aschkenasischen Küche. Aber wir kochen auch moderne Sachen.
Veronika: Bei uns ist die aschkenasische Küche ebenfalls sehr präsent. Meine Oma ist mit ihr groß geworden, denn sie stammt aus Russland. Sie wohnt zwei Häuser von uns entfernt. Ich gehe oft zu ihr hinüber, und sie bringt mir bei, wie man Pfannkuchen macht und andere Gerichte, damit ich sie später auch selbst herstellen und die Tradition aufrechterhalten kann.
Alexandra: Bei mir gibt es seltener aschkenasische Küche, nur ab und zu, wenn meine Oma aus Russland kommt.
Gibt es ein Gericht, das sich durch die ganze Familientradition zieht, wie etwa Pfannkuchen?
Efim: Selbst gemachte Pelmeni. Man kann sie zwar auch tiefgefroren kaufen, aber wir stellen sie lieber selbst her. Wir haben so eine spezielle Maschine, da stecken wir Hackfleisch hinein und pressen die Kugeln raus, und dann muss man sie im Teig backen. Ein anderes Gericht ist bei uns zu Hause Borschtsch. Den machen wir auch selbst. Dafür müssen wir Rindfleisch kochen, Rote Bete schneiden (davon bekommt man rote Hände) und die Suppe mindestens einen Tag lang kühl stellen. So schmeckt sie besser.
Alexandra: Wir kochen immer weniger traditionell.
Veronika: Unsere Uroma ist vor ein paar Jahren gestorben. Von ihr haben wir viele Rezepte übernommen. Meine Großmutter hat nach diesen Tipps schon gegessen, als sie selbst noch jung war. Genauso ist es jetzt bei uns.
Macht es für euch einen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau am Herd steht?
Efim: Nein, wir stehen ja zusammen in der Küche.
Henni: Meine Eltern kochen beide gerne.
Veronika: Meine Eltern kochen auch beide gerne, aber mein Vater ist kaum da, deswegen kocht meine Mutter öfters.
Alex: Das ist bei mir auch so. Am Wochenende kocht mein Vater öfters, und dann gibt es etwas Besonderes wie zum Beispiel Lamm. Wenn er kocht, dann aufwendig –und etwas richtig Gutes. Aber er steht eher selten am Herd.
Was versprichst du dir von diesem Workshop?
Alex: Ein bisschen mehr über Essen und jüdisches Essen zu erfahren. Ich war gerade in Israel, und mir hat das Essen dort supertoll geschmeckt. Ich mag die orientalische Küche an sich sehr und würde deshalb gerne lernen, auch zu Hause so kochen zu können.
Veronika: Neues zu erfahren, Spaß zu haben und Freunde zu treffen.
Henni: Ich möchte noch etwas dazulernen.
Efim: Welche Varianten es gibt, um Gerichte zu kochen. Ich glaube nicht, dass es bei einem Gericht nur ein Muster gibt, sondern hoffe auf viele Variationen.
Wie haltet ihr es mit der Kaschrut? Lebt ihr koscher?
Efim: Nein.
Henni: Wir schon, nicht extrem koscher, aber auf die wichtigsten Sachen achten wir.
Veronika: Wenn mein Onkel und mein Opa kommen, dann essen wir koscher.
Alex: Bei uns wird darauf nicht geachtet. Wir essen trotzdem viel Koscheres, aber eher unbewusst.