Gedenken

Was vor 77 Jahren geschah

Gedenken in Offenbach: Zentralratsvize Mark Dainow, Oberbürgermeister Horst Schneider und Gemeindevorsitzender Alfred Jacoby (v.l.) Foto: Rafael Herlich

Am 9. November 1938 brannten in vielen deutschen Städten die Synagogen. »Bei der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November handelte es sich um staatlich organisierte, gelenkte brutale Gewalt gegen Juden«, sagte der Ehrenpräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Johannes Gerster, in Augsburg. Dresden erinnerte unter anderem mit einem Gedenkweg an die Pogromnacht, der am Deutschen Hygienemuseum, der Villa Salzburg sowie an der Neuen Synagoge vorbeiführte.

Zusammenhalt Mehr als 200 Dortmunder Bürger gedachten im Zentrum von Dorstfeld der Übergriffe vor 77 Jahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war auch die Synagoge am Dorstfelder Wilhelmsplatz geschändet und später abgerissen worden. Rabbiner Avichai Apel beschwor in seiner Ansprache ausdrücklich den Zusammenhalt der Dortmunder Zivilgesellschaft: »Wir alle sind Dortmund« und erinnerte an die enge Zusammenarbeit zwischen Christen, Muslimen und Juden in dieser Stadt.

In Erfurt ehrten Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, gemeinsam mit Abgeordneten des Landtags auf dem jüdischen Friedhof die Pogromopfer. An Tagen wie dem 9. November schärfe der Blick zurück »auch unseren Blick nach vorn«, betonte Ramelow. Demokratie und Humanität seien keine Werte, die einmal errungen werden und dann sicher im Tresor der historischen Errungenschaften schlummern.

Theaterprojekt In Stuttgart hatte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum Pogromgedenken in die Synagoge eingeladen. Jugendliche der IRGW und aus Stuttgarter Schulen beteiligten sich mit einem Theaterprojekt an dem Gedenken.

In Köln luden Synagogen-Gemeinde und die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum Gedenken an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ein. Neben Vorstandsmitglied Michael Rado sprach auch Bürgermeister Hans-Werner-Bartsch. Das El Male Rachamim trug Kantor Binyamin Munk vor. In Offenbach legte Zentralratsvizepräsident Mark Dainow einen Kranz nieder. ja/epd

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025

Vertrag

Jüdische Gemeinde Frankfurt erhält mehr Gelder

Die Zuwendungen durch die Mainmetropole sollen bis 2031 auf 8,2 Millionen Euro steigen

von Ralf Balke  11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025