Hanau

Wandel der Gedenkkultur

Rabbiner Henry G. Brandt und Zentralratspräsident Josef Schuster (v.l.) Foto: Rafael Herlich

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wirbt für einen Wandel der Gedenkkultur für die Holocaust-Opfer. Die Lebenden seien es den von den Nationalsozialisten Ermordeten schuldig, die Erinnerung an sie zu bewahren, sagte Schuster in der »Rabbiner-Brandt-Vorlesung« am Montagabend in Hanau laut Redemanuskript. Er betonte zugleich, eine moderne Gedenkkultur müsse auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen.

Zu den Veränderungen gehörten das Sterben der Zeitzeugen, der wachsende zeitliche Abstand zum Holocaust, veränderte Konsum- und Mediengewohnheiten, verschiedene Perspektiven in einer Einwanderungsgesellschaft und der politische Rechtsruck in Deutschland.

Der Zentralratspräsident sprach auf Einladung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum Thema »Erinnern ohne Zeugen – über die Zukunft der Gedenkkultur«.

Smartphones Für Jugendliche, die selbst den Mauerfall nur aus Erzählungen kennen, sei der Zweite Weltkrieg gefühlt genauso weit weg wie der Erste, führte Schuster aus. Auch würden junge Menschen, die mit Smartphones aufwachsen, viel stärker von visuellen Eindrücken geleitet und von spärlichen Ruinen einer KZ-Gedenkstätte nicht berührt. Schließlich hätten Schüler aus Einwandererfamilien keinen familiären Bezugspunkt zum Nationalsozialismus und zum Holocaust. Darüber hinaus stellten Vertreter der AfD die Gedenkkultur infrage.

Einwandererkinder könnten von Lehrern bei ihren eigenen Erfahrungen als Opfer von Flucht und Verfolgung oder der ihrer Eltern abgeholt werden. Dabei müssten Lehrer aber den jeweiligen Kontext deutlich machen und antisemitischen Vorurteilen entschieden entgegentreten. »Auschwitz als eigene Geschichte zu begreifen – das muss in Deutschland unser Ziel für die nachfolgenden Generationen bleiben«, betonte Schuster. Dazu könne auch der Besuch von KZ-Gedenkstätten beitragen, den alle Schüler einmal gemacht haben sollten.

Zur zeitgemäßen Gedenkkultur gehöre auch die Begegnung mit der Geschichte im Alltag. Dazu trügen die »Stolpersteine« des Künstlers Gunter Demnig, die im Gehweg an vertriebene oder ermordete jüdische Mitbürger erinnern, oder Gedenktafeln an Häusern bei. epd

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025