Bayern

Vorbereitungen aufs Festjahr 2021

David Ben Gurion (4.v.r.) bei der ersten Tagung des Verbandes der befreiten Juden im Münchner Rathaussaal, Januar 1946 Foto: Haus der Geschichte

Rund 70 selbstständige Einheiten gehören zum Bayerischen Volkshochschulverband (bvv). Etwa 40 davon nahmen an der Herbsttagung des bvv-Bezirks Oberbayern teil, um sich auf den Jahresschwerpunkt vorzubereiten, den der Kölner Verein »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.« bundesweit für 2021 angeregt hat.

Aus der Tagung, bei der alle Einheiten in Unterföhring zusammenkommen sollten, wurde am Ende zwar nur eine »Zoom«-Konferenz, doch dem Eifer der Beteiligten tat dies keinen Abbruch.

meilenstein Ruth Jachertz, zuständig für die Programmbereiche Kultur und Gesellschaft beim bvv, brachte das Riesenthema »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« für die Volkshochschulkollegen von Erding bis Moosburg auf den Boden bayerischer Tatsachen zurück. Denn das Jahr 321 ist und bleibt ein Meilenstein für Köln. Doch weder habe es Deutschland vor so langer Zeit gegeben, noch seien andernorts ähnlich alte jüdische Spuren vorhanden.

Dabei muss sich Bayern, was jüdische Geschichte betrifft, nicht zurückgesetzt fühlen. Ellen Presser, als Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern seit 1983 für die – nach Berlin – zweitälteste Jüdische Volkshochschule in Deutschland zuständig, hatte in ihrem Impulsreferat darauf hingewiesen, dass sich Belege dafür bis ins frühe 10. Jahrhundert finden lassen.

Insbesondere Regensburg verfügte um das Jahr 1000 bereits über eine Synagoge, eine Schule und einen eigenen Friedhof.

Insbesondere Regensburg verfügte um das Jahr 1000 bereits über eine Synagoge, eine Schule und einen eigenen Friedhof in einem Waldstück bei Großberg. Im Herzogtum Bayern-München lassen sich von Straubing über München bis Deggendorf jüdische Ansiedlungen nachweisen, vor allem durch die Belege von Plünderungen und Pogromen.

rintfleisch-massaker Dass dem Rintfleisch-Massaker 1298 in Nürnberg, benannt nach dessen Initiator aus Röttingen an der Tauber, die erschreckend hohe Zahl von 628 jüdischen Männern, Frauen und Kindern zum Opfer fiel, hatte damit zu tun, dass Nürnberg bereits Mitte des 13. Jahrhunderts mit rund 1000 Menschen die größte jüdische Ansiedlung in Süddeutschland verzeichnete.

Jachertz erläuterte für den Kollegenkreis, der bislang mit diesem Themenschwerpunkt noch wenig Erfahrung hat, worauf man achten müsse. So sei Judentum beispielsweise mehr als eine Religion, man solle daher auf verschiedene Lebensentwürfe und Selbstverständnisse gefasst sein.

Der Bayerische Volkshochschulverband will eine Liste zu zeitgenössischen jüdischen Autoren und Büchern zu jüdischer Regionalgeschichte erstellen. Er regt ferner eine Kontaktaufnahme mit Institutionen wie dem Anne-Frank-Zentrum und dem Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität an. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat seine Unterstützung zugesichert durch Teilhabe an dem Künstler-Pool »Mehr als Klezmer«. Es dürfte 2021 in Bayern also allerlei geboten werden.

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025

Osnabrück

Leben, Lieben, Lachen

Die Jüdische Gemeinde hat ihr erstes Jüdisches Kulturfestival auf die Beine gestellt – mit einem beeindruckenden Programm

von Sophie Albers Ben Chamo  04.09.2025