Dialog

Treffer für die Förderung

Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland Foto: Gregor Matthias Zielke

»Wenn es Makkabi noch nicht gäbe, dann müsste der Verein erfunden werden.« Das sagt Nancy Faeser (SPD), Chefin im Bundesministerium des Inneren und für Heimat, in Berlin im Gespräch mit Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. Es sei für sie eine »Herzensangelegenheit«, den jüdischen Sportverein, bei dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Religionen und Nationen willkommen sind, weiterhin zu unterstützen.

Die Atmosphäre an diesem Montag ist herzlich. An einem großen Tisch sitzen sich die beiden gegenüber und sprechen über die Arbeit des Sportvereins in Gegenwart und Zukunft. »Die Kraft des Sportes in der Gesellschaft wird oft unterschätzt, aber die Vorbilder für junge Leute findet man im Sport. Es sind die Sportlerinnen und Sportler, die Idole, die für Kinder so wichtig sind und ja, auch ihr Leben, ihr Demokratieverständnis prägen«, so Faeser.

Umso wichtiger sei es, dass es im Sport auch Bildungsarbeit gebe. »Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Das will ich noch einmal betonen, das ist mir wichtig: Makkabi Deutschland ist einfach großartig.« Deshalb werde der Verband über das Programm »Demokratie leben!« bereits gefördert. In diesem Jahr kommen 400.000 Euro vom Bundesinnenministerium für den Aufbau einer Bildungsabteilung bei Makkabi Deutschland hinzu.

Faeser kenne den jüdischen Sportverband schon seit etlichen Jahren, sagt sie. »Aus der Nähe von Frankfurt kommend, habe ich Makkabi schon lange bewundert. Was dort geleistet wird, vor allen Dingen an Integrationskraft, beeindruckt mich.« Sie sehe auch, wie der DFB auf Makkabi schaut und dessen Netzwerke nutzt, speziell im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft.

Die Bundesinnenministerin sei »tief betroffen«, dass es Mitglieder von Makkabi gibt, die sich nicht mehr trauen, das Trikot zu tragen, wenn sie mit der S-Bahn fahren.

Das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober sei ein tiefer Einschnitt gewesen. Dass es hierauf auch noch eine Welle antisemitischen Hasses in Deutschland gegeben habe, sei erschütternd. Die Bundesinnenministerin sei »tief betroffen«, dass es Mitglieder von Makkabi gibt, die sich nicht mehr trauen, das Trikot zu tragen, wenn sie mit der S-Bahn fahren. Es sei ihr ein ganz persönliches Anliegen, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder sicher fühlen können.

Daher sei der Schutz von jüdischen Einrichtungen weiter erhöht worden. Ferner sei es ihr Wunsch, die Förderung für Makkabi zu institutionalisieren, sodass sich der Verein auf diese Unterstützung der Bundesregierung über mehrere Jahre verlassen kann. »Wir wollen diese wirklich herausragende Arbeit auch dauerhaft unterstützen.«

Die Idee ist laut Meyer, mehr zu erzielen und zu erreichen als nur die sportliche Ertüchtigung. Das Demokratieverständnis solle bei Trainingseinheiten und den Spielen mit gefördert werden, so der Präsident. Trainer und Lehrer an Schulen sollen dafür speziell ausgebildet werden. Zwölf Trainer von Makkabi bieten diese Fortbildung bereits an. »Im Optimalfall werden wir den Trainer so weit ausbilden, dass er das selbst macht. Momentan machen wir das eben noch allein, weil wir nicht die Kapazitäten haben, um da schnellere und bessere Multiplikatoren zu schaffen.«

Schließlich könne es dann der Trainer oder der Lehrer in der Schule beim Sportunterricht sein, der »unsere Trainingseinheiten immer wieder in den Sport mit einfließen lässt und dadurch das Demokratieverständnis eben ein Stück weit in einer spielerischen Umgebung vermittelt. Momentan kennen wir ja nur Antisemitismus, Nahostkonflikt und Schoa in der Schule, also immer negativ konnotiert, und wir möchten das Ganze etwas positiver gestalten«, so Alon Meyer.

Nach dem Gespräch eilt Faeser zum nächsten Termin – zum parlamentarischen Abend von Verbänden. Dort dringt sie auf eine Verabschiedung des Demokratiefördergesetzes im Bundestag. Die Menschen, die wichtige Arbeit gegen Extremismus leisten, bräuchten Planungssicherheit, sagt Nancy Faeser. Deshalb sei es »unabdingbar«, dass das Gesetz endlich im Bundestag beschlossen wird. Sie wolle, dass entsprechende Initiativen verlässlich, dauerhaft und bedarfsorientiert gefördert werden.

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025

Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Vier Israelis erzählen, warum sie ehrenamtlich in Deutschland arbeiten

von Christine Schmitt  06.07.2025

Porträt der Woche

Die Welt verbessern

Noam Quensel möchte sich engagieren und das Judentum nach außen tragen

von Eugen El  06.07.2025

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  06.07.2025 Aktualisiert

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert