Frankfurt

Trauer um Noemi Staszewski

Noemi Staszewski sel. A. (1954–2022) Foto: TR

Frankfurt

Trauer um Noemi Staszewski

Die Initiatorin der »Treffpunkte« für Schoa-Überlebende ist gestorben

von Christine Schmitt  08.12.2022 12:10 Uhr

Bis zuletzt war Noemi Staszewski sel. A. für »ihr« Herzensanliegen, die Versorgung und Betreuung von Schoa-Überlebenden, im Einsatz. Noch im Sommer hatte sie eine Fachtagung organisiert, obwohl sie bereits stark von Krankheit gezeichnet war. Nun ist sie im Alter von 68 Jahren gestorben.

»Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verlieren mit Noemi Staszewski eine herausragende Persönlichkeit der jüdischen Sozialarbeit«, sagt Aron Schuster, Direktor der ZWST.

pilotprojekt Sie war treibender Motor bei der Etablierung der psychosozialen Kontakt- und Begegnungsstätten, genannt »Treffpunkte«, vor 21 Jahren, die nach dem Pilotprojekt in Frankfurt mittlerweile an mehr als 30 Standorten bundesweit ausgebaut worden sind. Die Treffpunkte sind heute noch eine wichtige Anlaufstelle für Schoa-Überlebende und ihre Angehörigen. Mit einem Café, in dem sich nach und nach immer mehr Überlebende trafen, begann es vor mehr als zwei Jahrzehnten.

Für ihr Engagement wurde Noemi Staszewski das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Eine weitere Herausforderung war die Pandemie, als einige Überlebende sich kaum noch trauten, das Haus zu verlassen und der Treffpunkt geschlossen werden musste. Ein neunköpfiges Team vom Treffpunkt telefonierte deshalb jede Woche die Überlebenden ab.

verdienstkreuz Als Noemi Staszewski vor eineinhalb Jahren von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Verdienstkreuz am Bande verliehen wurde, konnte sie es erst gar nicht glauben. Sie wurde für ihren Einsatz für Schoa-Überlebende in der Corona-Pandemie ausgezeichnet, denn sie habe mit ihrem Engagement entscheidend dazu beigetragen, dass die hochbetagten und häufig schwer traumatisierten Holocaust-Überlebenden während der Pandemie Unterstützung erfahren. In dem ebenfalls von ihr mitinitiierten Projekt »So schmeckt Schabbes« bereiteten Ehrenamtliche Essensmenüs für Bedürftige zu.

Staszewski hatte in den 90er-Jahren als Leiterin des Pädagogischen Zentrums für den Bereich Schulen bei der ZWST gearbeitet. Ihr Vater floh während des Zweiten Weltkriegs nach Schweden, ihre Mutter wurde in Böhmen versteckt. »Noemis Engagement war ein Glücksfall für die ZWST«, so Aron Schuster.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025