Bayern

Trauer um Fürst Albrecht zu Castell-Castell

Fürst Albrecht zu Castell-Castell und seine Frau Marie-Louise Foto: dpa

Bayern

Trauer um Fürst Albrecht zu Castell-Castell

Zentralratspräsident Schuster würdigt Engagement für christlich-jüdische Versöhnung

 10.05.2016 08:37 Uhr

Fürst Albrecht zu Castell-Castell ist tot. Das Oberhaupt einer der ältesten deutschen Adelsfamilien starb in der Nacht zum Montag im Alter von 90 Jahren in einem Kitzinger Krankenhaus. Das Schloss bestätigte am Montagabend dem Evangelischen Pressedienst (epd) den Tod des Fürsten. Der Unternehmer sei nach kurzer Krankheit gestorben. Wegbegleiter und Freunde hoben die Verdienste des Fürsten um die christlich-jüdische Verständigung hervor.

Der Fürst habe sich nicht nur für die christlich-jüdische Versöhnung und den Dialog zwischen beiden Religionen engagiert, sondern sich in herausragender Weise um den Neubau des Gemeinzentrums »Shalom Europa« in Würzburg verdient gemacht, würdigte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Castell-Castell. Die jüdische Gemeinde in Würzburg und in Bayern sei traurig und bestürzt über den Tod des Fürsten.

vorbild »Sein Ableben bedeutet für mich, einen Menschen zu verlieren, der für die Arbeit der jüdischen Gemeinde besonders wichtig war. Es ist letztendlich sein persönlicher Verdienst, dass es in Würzburg gelungen ist, das neue jüdische Gemeindezentrum Shalom Europa zu errichten. Er war der Motor, er war derjenige, der Türen geöffnet hat«, zitiert der Bayerische Rundfunk 24 den Zentralratspräsidenten.

Fürst Albrecht zu Castell-Castell habe außerdem in vorbildlicher Weise die Rolle seiner eigenen Familie während der NS-Zeit aufarbeiten lassen. Dabei sei es auch um die Frage gegangen, wie die Fürstlich Castell’sche Bank zur Zeit des NS-Regimes mit Konten jüdischer Bürger umgegangen sei, sagte Schuster.

unternehmen Castell-Castell stand mehrere Jahrzehnte zahlreichen Unternehmen vor, darunter der Fürstlich Castell’schen Bank sowie dem größten privaten Weingut Frankens im unterfränkischen Castell. Er war zudem über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich in der evangelisch-lutherische Kirche in Bayern tätig, unter anderem als Mitglied der Landessynode.

Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski würdigte Castell-Castell als einen »durchaus kritischen Geist«, der der bayerischen evangelischen Landeskirche immer wohlwollend gegenüberstand. »Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern trauert um den Fürsten«, sagte die Theologin. epd/ja

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Spremberg

Gegen rechtsextreme Gesinnung - Bürgermeisterin bekommt Preis

Rechtsextreme sprechen im ostdeutschen Spremberg vor Schulen Jugendliche an. Die Schüler schütten ihrer Bürgermeisterin ihr Herz aus - und diese macht das Problem öffentlich. Für ihren Mut bekommt sie jetzt einen Preis

von Nina Schmedding  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Interview

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Was beschäftigt Misrachim in Deutschland? Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025