Lesen!

»Tikkun Olam Tom«

Foto: PR

Bücher, die bereits den Kleinsten jüdische Inhalte nahebringen, sind auf dem deutschen Buchmarkt eine Rarität. Erscheint dann einmal eines, wird das von einigen Familien umso freudiger und interessierter wahrgenommen (und auch von den jüdischen Kindergärten!).

Für die Kinder selbst jedenfalls ist der neue Titel Tikkun Olam Tom mit seinen herrlich bunten Hochglanzbildern ein Hingucker. Das Pappbuch für Jungen und Mädchen ab zwei Jahren hat Myriam Halberstam für ihren Berliner Ariella Verlag aus dem Englischen übersetzt.

PJ Library Autorin der 2013 in den USA erschienenen Originalausgabe (in der heißt Tom Ted) ist Vivian Newman, Erziehungswissenschaftlerin sowie Autorin weiterer Kleinkinderbücher (wie Ella’s Trip to Israel von 2011 und Moti the Mitzvah Mouse von 2017). Zudem ist Newman beratend für die PJ Library, das amerikanische Programm, das jüdische Kinder mit Büchern versorgt, tätig, zu dessen Sortiment auch jener Tikkun Olam Ted gehört. Eine PJ Library mit eigenem deutschsprachigen Programm für jüdische Kinder bietet seit vergangenem Jahr auch der Zentralrat der Juden in Deutschland an.

Die Illustrationen stammen von Steve Mack und lassen die Welt, Mensch, Tier und Blume im Glück erstrahlen. Reduziert auf geometrische Formen, aus denen sich die »Figuren« zusammensetzen. Die Situationen wirken wie Glücksmomente, in der richtigen Sekunde durch einen Fotoklick festgehalten. Ein paar wenige Details zu entdecken gibt es auch: den schönen blauen Planeten auf Toms T-Shirt, die Futtertüte im Maul der Tom auf jeder Seite begleitenden Katze, die Seifenblasen, die vom Spülbecken hochsteigen.

Mülltrennung Was Tikkun Olam – das jüdisch-ethische Prinzip, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sie zu »reparieren« – anbelangt, ist Tom ein Wunderknabe. Jeden Tag ist er damit beschäftigt. Jeden Tag, mit dem Sonntag beginnend, tut er etwas Gutes (und so lassen sich denn auch gleich die Wochentage erlernen). Während er fürs große Ganze dem Ressourcen-Problem über Mülltrennung und Wiederverwertung auf den Leib rückt, geht er innerhalb des familiären Mikrokosmos – immer mittwochs! – mit den Hunden aus dem Tierheim spazieren.

Toms Gesicht lächelt breit. Mal zu Punktaugen, mal zu kleinen Bögen, die niedergeschlagene Augenlider zeigen sollen. Denn »am Schabbat ruht Tom sich aus«, wie es gegen Ende heißt, »und träumt von Tikkun Olam«. Puh. Tom ist wirklich ein Bilderbuch-Kind und Tikkun Olam Tom mit seinen abgerundeten Ecken ein Büchlein, das in seiner stringenten Zielsetzung ohne jede Wolke am Kinderbilderbuchhimmel auskommt.
Katrin Diehl

Vivian Newman: »Tikkun Olam Tom«. Ariella, Berlin 2021, 12 S., 10,90 €

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025